11 November 2012

Priester, Pfarrer, Pastoren - Gegenspieler von Christus

Priester, Pfarrer, Pastoren - Gegenspieler von Christus


DER THEOLOGE
Nr. 63

Priester, Pfarrer und Pastoren -
Gegenspieler von Jesus, dem Christus

Vielen jungen Menschen, die von Jesus von Nazareth beeindruckt oder gar begeistert sind, und die auf der Suche nach dem richtigen Beruf sind, bieten die Universitäten und großen Kirchen den Beruf des Pfarrers oder Priesters an. Die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen sind deshalb oft im guten Glauben, dieser Berufswunsch bzw. diese Berufswahl wären eine gute oder gar die ideale Möglichkeit, etwas im Sinne von Jesus, dem Christus zu tun. Und die Kirchen bestärken sie in diesem Glauben, indem sie diesen Beruf gar als eine besondere "Berufung" darstellen, die angeblich mehr als bei anderen Berufen eine bestimmte Nähe zu Gott oder zu Christus beinhalte.
Doch jeder, der dies einmal hinterfragt, könnte auch zu einem völlig anderen Ergebnis kommen.

Denn Jesus von Nazareth hat niemals Priester, Pfarrer oder Pastoren eingesetzt. Und Er hat keinem Seiner Nachfolger aufgetragen, Gott zu
"studieren" und "Theologe", also "Schriftgelehrter" zu werden.  Im Gegenteil. Gegenüber den Schriftgelehrten und Theologen Seiner Zeit sprach Jesus immer wieder: "Weh euch Schriftgelehrte, ihr Heuchler" (Matthäusevangelium, Kapitel 23). Warum wird die Kirche aber dann von Priestern, Pfarrern und Pastoren geleitet, wenn doch Jesus diesen Berufsstand niemals wollte?
"Die Kurie findet im Evangelium nicht statt. Wenn Jesus heute da wäre, dann würde er die Hände über dem Kopf zusammen schlagen ... Das sind doch keine Nachfolger von Jesus, die da in Brokat-Gewändern und safranroten Schuhen durch die Kirchen schreiten."

(Der CDU-Politiker und Katholik Heiner Geissler; zit. nach salzburg.orf.at, 8.7.2012)
Des Amt des Priesters und in der Folge dann auch des Pfarrers stammt aus antiken heidnischen Götzenkulten. Von dort ist es auch in das Judentum eingedrungen. Doch bereits die aufrechten Gottespropheten des Alten Testaments erhoben immer wieder ihre Stimme gegen die Priester! (siehe z. B. unten). Es ist ein seit Jahrtausenden andauernder geistiger Kampf: Propheten contra Priester.
Bereits im Alten Testament hatten sich Priester des Gottespropheten Mose bemächtigt, ihn vereinnahmt und ihm in den so genannten
"Fünf Büchern Mose" den ganzen Priesterkult mit Tieropfern und Völkermord unterschoben, was aber niemals von Mose stammte. Dies gilt auch wissenschaftlich mittlerweile als gesichert. Eine der Quellenschriften des Alten Testaments nennt sich gar "Priesterschrift", und der Name weist hin auf die eigentlichen Autoren (siehe z. B. unten).
Jesus, der Christus, sagte jedoch:
"Ihr sollt euch nicht Rabbi nennen". Und: "Folge Mir nach!" und nicht einem Priester.
Und Er lehrte die Menschen, zu Gott, ihrem
"himmlischen" Vater zu beten, den Er schlicht "Abba", "lieber Vater" nennt. Dazu braucht  es keinen Priester. Sondern: "Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir´s vergelten" (Matthäusevangelium 6, 7).

Doch wer hat sich zwischen Gott und Seine Kinder gestellt? Es waren und sind immer die Priester, angebliche
"Mittler" zu Gott, manchmal auch Pfarrer oder Pastoren genannt, allesamt "Theologen", also "Gelehrte der Schriften". Diese sind also ohne Zweifel die "Schriftgelehrten" unserer Zeit, die Jesus von Nazareth einst schon machtvoll entlarvt hatte. Und heute sagen Nachfolger Jesu in Seinem Sinne zu den Priestern und Pastoren: "Ihr sollt euch nicht "Hochwürden" nennen, oder "Monsignore" oder "Geistlicher" oder "Herr Pfarrer".
Der Prophet Jesaja über die Priester:
"Ihr habt gesagt: ´Wir haben mit dem Tod ein Bündnis geschlossen, wir haben mit der Unterwelt einen Vertrag gemacht: Wenn die Flut heran braust, erreicht sie uns nicht. Denn wir haben unsere Zuflucht zur Lüge genommen und uns hinter der Täuschung versteckt ...´´" (Bibel, Jesaja 28,15)
Diese Ausgabe des Theologen legt in mosaikartiger Zusammenstellung einige Aspekte zu diesem Thema dar.
Damit soll kein Priester, Pfarrer oder Pastor in seinem Tun, sofern dies positiv ist, abgewertet werden. Wir wissen aus eigener Erfahrung, dass manche Menschen diesen Beruf einst in guter Absicht gewählt hatten. Doch wem würde mit einem positiven Tun eines Priesters gedient? Wir klären heute über Hintergründe auf, die uns früher nicht oder zu wenig bewusst waren.
Und allgemein gesprochen: Was für den Einzelnen gestern richtig schien, kann sich ja schon heute als falsch erweisen und zu neuen Weichenstellungen für die Gegenwart und Zukunft führen. Denn was die Philosophie als
"Evolution des Bewusstseins" bezeichnet, könnte man auch volkstümlich mit den Worten ausdrücken: "Wir sind auf der Erde, um zu lernen". Dies ergibt sich unmittelbar aus der Bergpredigt des Jesus von Nazareth, in der Er sagte: "Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist." (Matthäusevangelium 5, 48)
Dieses Jesuswort zählt zu den unbeliebtesten in den Kreisen von Priestern und Pfarrern. die vorzugsweise ihre Sündhaftigkeit betonen. Und so mancher tut dies, um sich nicht ändern zu müssen oder seinen irrigen Nimbus, eine Art
"besondere Berufung" zu haben, aufrecht erhalten zu können. Doch dies ist in Wirklichkeit nur der Hochwuchs des klerikalen Egos, dem leider oft ein ethischer Tiefststand entspricht, der vor allem in den Kinderschänderverbrechen von Priestern seine grausamen Blüten trieb und treibt. Doch behauptet die römisch-katholische Kirche, der Status des Priesters würde durch diese Verbrechen nicht angetastet, was besagt: Auch ein solcher Priester könne angeblich eine Hostie in den "Leib Christi" verwandeln und den Gläubigen zum Heil darreichen - eine Zumutung für die eigenen Gläubigen.
An alle Pfarrer:
Runter von der Kanzel !
Dabei predigen Priester und Pfarrer, gleich ob verbrecherisch oder einigermaßen anständig, immer gerne über die schöne Erzählung vom "verlorenen Schaf", wie also Jesus diesem einen Schaf nachgeht und es zur Herde zurück bringt. Dabei beziehen sie jedoch dieses Schaf in der Regel immer auf andere, nicht auf sich selbst. Aus urchristlicher Sicht sind jedoch die Priester und Pfarrer selbst die "verlorenen Schafe", die sich über die "Herde" stellten, deren Hirte alleine Christus selbst ist, und die mit ihrer Selbstanmaßung aus der Gleichheit und Einheit ausgebrochen sind.
Und deshalb klärte Jesus von Nazareth die Theologen Seiner Zeit auch auf und sagte:
"Wahrlich, Ich sage euch: Die Zöllner und Prostituierten kommen eher ins Reich Gottes als ihr" (Matthäusevangelium 21, 31). Doch irgendwann, wenn sie von ihrem hohen "geistlichen" Ross herab gestiegen oder herab gefallen und umgekehrt sind, werden auch die "verlorenen" Kirchenmänner und Theologen - offenbar mit als Letzte unter allen Menschen - den Weg zu Gott finden.

Lesen Sie mehr dazu in "Der Theologe Nr. 63" - Priester, Pfarrer und Pastoren: Gegenspieler von Jesus, dem Christus.
 


Jesus von Nazareth und die Theologen
Die heftigen Auseinandersetzungen zwischen Jesus, dem Christus und den Theologen (= den Schriftgelehrten) und Priestern Seiner Zeit eskalierten in der Hinrichtung des unerschrockenen Mannes aus Nazareth. Immer wieder und solange Er noch dazu in der Lage war, warnte Er die Bevölkerung vor Seinen späteren Henkern. So heißt es z. B. im Evangelium nach Markus:

"Es war eine große Menschenmenge versammelt und hörte Ihm mit Freude zu. Er lehrte sie und sagte: ´Nehmt euch in acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen ... die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben ... und [sie] verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber um so härter wird das Urteil sein, das sie erwartet`." (Markusevangelium 12, 37-40; evangelisch-katholische Einheitsübersetzung)
Oder im Matthäusevangelium:
"Sie binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen keinen Finger dafür krümmen. Alle ihre Werke tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden ... Sie sitzen gern obenan bei Tisch ... und haben´s gern, dass sie auf dem Markt gegrüßt und von den Leuten Rabbi genannt werden. Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lasen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder." (Matthäusevangelium 23, 3-8; Lutherübersetzung)

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Jesus von Nazareth und die Theologen

Die Lehre der Kirche: Der Priester als "Gottmensch"

Was ist eigentlich ein "Priester"? - Kirche contra Jesus von Nazareth

Der Priester als "Lichtgestalt"? Wie ein pädophiler Priester seine angebliche Nähe zu Gott sexuell ausnützt

Gotteswort durch den Propheten Hosea: "Dich, Priester, klage Ich an."

Warum soll ein Priester, der ein Kind vergewaltigt hat, berechtigt sein, dessen Eltern die Sünden zu vergeben?

Kein Priester kann Sünden vergeben

Ehemaliger Pfarrer bittet um Vergebung für Taufen

Der Talar als Symbol der Abgrenzung

Die Beichte bei einem Pfarrer stammt aus antiken Götzenkulten

Kirche kann weder "lösen" noch eine "Bindegewalt" ausüben


Priester, Pfarrer und Pastoren des Baal

Blut, Blut, Blut - Die angebliche Einsetzung des Priesters durch Gott

Ein Priester und Kirchenführer im Jenseits: "Die Tür des Glaubens" (Hörspiel)
 


Was ist eigentlich ein "Priester"? Kirche contra Jesus von Nazareth
Was ist eigentlich ein Priester? Nach der Lehre der katholischen Kirche ist ein Priester eine Art Mittler zwischen Gott und dem Menschen. Zwar heißt es offiziell, Christus sei der Mittler. Doch praktisch laufen alle wesentlichen religiösen Handlungen in der katholischen Kirche nur über den Priester. Das Priestertum der Amts-Priester wird von Bischöfen durch ein eigenes Sakrament (= Zeichenhandlung; bzw. von kirchenlateinisch "sacramentum" = angebliches Heilszeichen, Heilsmittel, Heilsweg) übertragen. Dieses Sakrament der Priesterweihe zeichnet die Priester angeblich aufgrund einer Salbung des heiligen Geistes mit einem besonderen Präge-Mal aus und stellt sie auf diese Weise dem "Priester Christus" gleich. Das behauptet die katholische Kirche.
Jesus allerdings hat alles das nicht gelehrt.
Die Worte "Priester Christus" sollten uns aufhorchen lassen, denn: Jesus war doch kein Priester! Er war ein Mann des Volkes, von Beruf Zimmermann. Und ein Freund der Priester war Er auch nicht. Denn in Seinen Weherufen, überliefert in der Bibel, lesen wir unter anderem Folgendes: "Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler!" Das klingt nicht gerade nach einem Freund der Priester. Also: Ein Priester war Jesus gewiss nicht. Erst im Hebräerbrief der Bibel, dessen Verfasser bis heute unbekannt ist, wird Jesus von einem unbekannten Autor unter Berufung auf das Alte Testament nachträglich zum angeblichen "Hohenpriester" erklärt - eine Deutung, die Jesus nur übergestülpt wurde, die aus dem Rahmen fällt und mit der Realität nicht viel zu tun hat. Außerdem: Wenn das stimmen würde, warum hat Jesus es dann nicht selbst erklärt? Oder warum hat Er dann nicht die Laufbahn eines Priesters eingeschlagen?

In gängigen Lexika sind einige Charakteristika von Priestern aufgezählt. Dort steht z. B., ein Priester ist ein durch "Weihe" bestellter, oft gesondert lebender "Träger" besonderen religiösen Charismas, ein "Leiter" von Kult, Opfer und Gebet, und sogar ein "Hüter" des "Heiligtums". Man findet bei den Priester-Definitionen viele sonderbare Begriffe.
Doch worin besteht die Tätigkeit eines Priesters?
Der Dienst des katholischen Priesters besteht in der Hauptsache darin, dass er auf dem Altar mit seinen eigenen Händen bei der Feier der so genannten Eucharistie, also beim Abendmahl, das Opfer, das Jesus nach dem Glauben der Kirche dargebracht habe, auf unblutige und sakramentale Weise erneut darbringen soll. Darauf zielt das Dienst-Amt des Priesters vor allem ab. Und darin findet es angeblich seine "Vollendung". Das lehrt die katholische Kirche.
Im Konzil von Trient hat die Kirche im Jahr 1563 diese katholische Lehre verbindlich neu ausformuliert. Sie lautet: "Da also im Neuen Bund die katholische Kirche nach der Einsetzung des Herrn die heilige Eucharistie als sichtbares Opfer empfangen hat, so muss man auch bekennen, dass es in ihr ein neues, sichtbares äußeres Priestertum gibt, in dem das alte Priestertum aufgehoben und vollendet wurde." (zit. nach Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, Lehrsatz Nr. 706)
Andersgläubige werden aus kirchlicher Sicht anschließend "unfehlbar" verflucht und damit in eine angeblich ewige Verdammnis gebannt - ein Schicksals, wie es schlimmer überhaupt nicht gedacht werden kann, weswegen diese Kirchenlehrer also mit massiver Einschüchterung verbreitet wird. Denn es heißt also weiter: "Wer sagt, die Weihe, d. h. die heilige Weihehandlung [zum Priester], sei nicht ein wahres und eigentliches von Christus, dem Herrn eingesetztes Sakrament, sondern menschliches Machwerk, ... der sei ausgeschlossen." [wörtlich: "anathema sit" = der sei verflucht]. (zit. nach Neuner/Roos, Der Glaube der Kirche, Lehrsatz Nr. 714)

Jesus zeigte uns jedoch einen liebenden Gott, der gerade kein Opfer will
. Er reinigte den Tempel vom Verkauf der Opfertiere und der Geldwechsler. So steht es auch in der Bibel des Papstes. Niemals hat Er auch nur einen Priester eingesetzt, auch nicht bei Seinem Abschiedsessen mit Seinen Jüngern, wie es die Kirche fälschlicherweise behauptet. Und Jesus, der Christus, lehrte uns weiter, dass jeder Mensch, also auch jeder von uns, dieser Tempel Gottes ist, und dass der mächtige Geist der Unendlichkeit, der all-weise Gott, in uns, in jeder Seele wohnt. Infolgedessen ist Gott uns um vieles näher als ein Priester, näher als unsere Arme und Beine. Gott ist in uns gegenwärtig. Wozu dann aber Priester?

So sprach Jesus z. B.: "Das Reich Gottes ist inwendig in euch" (Lukasevangelium 17, 21). Selbst für den Kirchenlehrer Paulus war jeder Mensch selbst noch der "Tempel des Heiligen Geistes", und auch er schrieb: "Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt?" (1. Korinther 7, 19)
Ja, an wen sollen wir uns denn dann wenden? Doch letzten Endes einzig an Gott, unseren Vater, und an Christus, den viele Menschen als ihren Erlöser anerkennen. Wenn Gott so nahe ist, also in uns ist, so könnten wir doch jedes Gebet zu Ihm sprechen, zu Ihm hinbeten, und zwar in uns selbst. Also bedarf es doch keiner Priester, keiner Pfarrer, keiner Pastoren. Wir selbst sind der Tempel Gottes, und Gott wohnt in uns. Also bedarf es auch keiner so genannten Kirchen aus Stein.
Und daraus könnte man weiter schlussfolgern: Dann ist es doch auch so, dass wir uns Gott gegenüber versündigen, wenn wir wissen, dass Er in uns ist und wir trotzdem zu einem sündigen Priester gehen.
Wir Menschen sind eigenständige und selbständige Wesen. Als solche sollten wir uns aufgerufen fühlen, über all das, was für uns von Bedeutung ist, nachzudenken, in dem Bewusstsein: Wir selbst sind der Tempel Gottes. In jedem von uns wohnt der mächtige, all-weise Geist. Er liebt uns. Er liebt uns alle. Infolgedessen können wir doch zu Ihm beten, gleich, wo wir sind – im stillen Kämmerlein, von dem Jesus sprach; in der Natur. Einerlei, wo wir sind, wir tragen den mächtigen, all-weisen Geist in uns, den Geist unseres ewigen Vaters, der uns liebt.
Ja, im Grunde genommen könnte man sagen: Es ist eine Sünde, einem Priester zu folgen, wenn doch Jesus uns lehrte: Du bist der Tempel Gottes, und Gott wohnt in dir!
Interessant wäre, ob alle anderen Kirchen, also kirchlichen Gemeinschaften, die Aufgabe eines Priesters auch so sehen.
Es gab vor ca. 500 Jahren in Europa einmal eine breite Volksbewegung in der Zeit der Reformation, da haben die Menschen gesagt: "Wir brauchen keine Priester, und wir wollen auch keine Priester".
Doch was hat die neu entstandene evangelische Kirche daraus gemacht? Sie hat etwas Ähnliches eingeführt bzw. beibehalten, nämlich den "Pfarrer" oder "Pastor", der – ähnlich wie in der katholischen Kirche –  angeblich für die Übertragung des "Heiligen Geistes zuständig sei. So heißt es in den bis heute gültigen und verbindlichen Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche z. B.:
Um den "heiligen Geist" zu bekommen, hätte Gott "das Predigtamt eingesetzt, Evangelium und Sakrament [ge]geben, dadurch er als durch Mittel den heiligen Geist gibt, welcher den Glauben, wo und w(e)[a]nn er will, in denen, so das Evangelium hören, wirket ..." (Augsburger Confession CA, Artikel V)
Und Martin Luther sagte in einer seiner Tischreden: "Gott ist wunderbar, der uns Predigern das Amt seines Wortes befiehlt, mit dem wir die Herzen der Menschen regieren sollen"
(Martin Luther, Tischreden, Luther Deutsch, Band 9, Stuttgart 1960, Nr. 318). Doch Gott hat niemals einem Priester befohlen, das Herz eines einfachen Menschen zu "regieren".

Und klar ist: Jesus wollte weder den Priester, noch wollte Jesus einen Ersatz dafür in Form von Pastoren oder von Pfarrern. Beides hat mit Jesus von Nazareth nichts zu tun. Er wollte eine Gemeinschaft von freien und gleichen Menschen, in denen alle die Verantwortung für die Nachfolge und das Gemeinschaftsleben übernehmen und einzelne Verantwortungsbereiche ausfüllen – ohne Hierarchie und Institution.
Jesus sagte doch ganz bewusst "Folget Mir" – also Jesus, dem Christus – "nach!" Davon, einem Pfarrer, einem Pastor oder Priester nachzufolgen, hat Er nicht gesprochen. Und das kann jeder, der will, heute in den Bibeln der Kirchen nachlesen. Da steht es richtig drin.

Was ist folglich unter dem "Priester-Beruf" zu verstehen? Der Priester übt also einen Beruf aus. Das hat aber mit einer Berufung "von oben", von Gott, nichts zu tun. Denn eine angebliche Einsetzung der Priester durch Gott hat man diesem nur unterstellt (mehr dazu siehe auch hier). Also könnte man sagen: Die Institution Kirche ist gewissermaßen eine reiche Groß-Institution, in der der Priester seinen Beruf ausübt. Er ist folglich ein Mann, der wie andere im Volk auch seinen Beruf ausübt.
Eine Frage: Warum kleidet er sich dann aber so viel anders als das Volk? Er ist doch ebenso berufstätig wie das Volk. Da keine Berufung von Gott bzw. von Christus vorliegt, ist z. B. der katholische Priester folglich eine Art Angestellter des Papstes, der der Großinstitution insgesamt vorsteht. Also ist er, wie jeder andere auch, ein berufstätiger Mensch – allerdings in einem übermächtigen religiösen Großkonzern. Und wer unterstützt diese Macht-Religion? Vor allem die Regierungen.
 


Der Priester als "Lichtgestalt"?
Wie ein pädophiler Priester seine angebliche Nähe zu Gott sexuell ausnützt
Die katholische Kirche rief im Jahr 2009 ein so genannten "Priesterjahr" aus, das bis Juni 2010 andauerte. Doch das Priesterjahr brachte - anders als vom Vatikan geplant - vor allem Tausende von Sexualverbrechen von Priestern an Kindern ans Licht.
Fragen wir einmal genauer nach: Was spielte sich dabei tatsächlich ab? Was plant ein pädophiler verbrecherischer Priester, und was tut er mit Kindern?
Gehen wir zunächst einmal auf die Ausgangssituation ein. Was ist eigentlich die Aufgabe des Priesters? Denn da fängt es schon an. Den Kindern wird eingeredet, der Priester würde ihnen eine Verbindung zu Gott vermitteln, indem der Priester z. B. mit ihnen betet oder indem er ihnen eine Hostie gibt, die sie angeblich brauchen, auch für ihr späteres Seelenheil, und vieles andere mehr. Es geht also eigentlich um Gott, um zutiefst religiöse Dinge, und dabei soll der Priester angeblich eine gewisse Vermittlerposition inne haben. Die Kirche sagt, der Priester hätte eine Art "sakramentaler Gleichstellung mit Christus". Und somit wird praktisch behauptet: Wenn das Kind Jesus, den Christus, als Vorbild nehmen möchte, dann soll es sich an den Priester wenden. Hier wird schon eine Gedankenkonstruktion aufgebaut, die überhaupt nicht stimmt, denn Jesus wollte keine Priester.
Aber das sind die Vorzeichen, unter denen ein Kind zunächst einmal mit einem Priester in Kontakt kommt. Es wird dabei oft auch "gesegnet", das heißt, der Priester legt dem Kind die Hand auf. Bei einer anderen Gelegenheit geschieht das dann auch außerhalb des so genannten Segnens; da greift er vielleicht einmal ein bisschen an den Po. Oder es finden "schleichend" verschiedene weitere Berührungen statt.

Ein Beispiel: Bei einem Firmunterricht wurde den 11- bis 12-jährigen Kindern vom Priester auch ein Workshop zum Thema Sexualmoral angeboten. Der Priester beginnt dann, über alles zu sprechen, was damit zusammenhängt, und er stellt es auf seine Weise dar. Was ist aber, wenn er selber Probleme damit hat, wenn er möglicherweise in der Nähe von Kindern in Erregung kommt?
Es ist auch bekannt, dass viele Priester kinderpornographische Bilder getauscht haben – es wurden viele Festplatten voller Kinderpornographie bei Priestern gefunden. Das und Ähnliches bewegt sich folglich in der Gedankenwelt dieser Priester. Es beherrscht sie teilweise sogar. Und ein solcher Priester soll dann mit dem Kind beten und es zu Christus hinführen? Das ist ein explosives Gemisch, wenn es hochgeht.
Gottesvergiftung
"Als Gottmensch ist er [der Priester] der personifizierte Bund zwischen Gott und Mensch selbst ... Der Priester ist die Fleisch gewordene Bündnistreue Gottes zu uns Menschen ...  Wir Priester bekommen unsere ganze Heilsbedeutung, unsere geistliche Gewichtigkeit, unsere geistliche Vollmacht für die Menschen dadurch, indem wir vor dem Angesichte Gottes stehen und ihm in die Augen und das Herz schauen ... Der Priester ist der Mann vor Gott ... Es ergreift mich immer zutiefst, wenn ich die Sehnsucht von Menschen nach dem Priester zu spüren bekomme."

(Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Predigt im Kölner Dom, 15.6.2012, zit. nach http://www.kathtube.com/player.php?id=27417)
      ... und Jesus, den Christus, lassen sie weiter am Kreuz hängen
Ein Priester oder Pfarrer kann leider immer noch auf den Nimbus bauen, etwas Besonders zu sein, ein besonderer Mensch, zu dem man aufschauen müsse. Doch dieses "Besondere" ist eine Art Selbstsuggestion der Priester. Sie glauben, sie seien etwas Besonderes – dabei sind sie ganz normale Menschen. Aber man steigert sich vielfach in eine "besondere Berufung" hinein, was dann bei katholischen Priestern in der Praxis so aussieht: Sie leben einsam und allein in einem großen Pfarrhaus; sie sind gezwungen, das Zölibat zu halten und keusch zu leben. Es wird also eine künstliche Situation geschaffen, die völlig unnatürlich ist, und das treibt unter anderem auch diese Blüten, das heißt: Dieses Umfeld begünstigt mehr oder weniger auch derartige Verbrechen an Kindern. Und dieses Milieu wird von den Regierungen auch noch mit Milliarden-Subventionen gefördert.
Und ist der Priester wirklich etwas "Besonderes"? Nein.
Wobei ebenso deutlich gesagt werden muss: Jesus wollte nicht das Zölibat. Er wollte die Ehe von Mann und Frau, Er wollte die Familie. Das Zölibat ist eine Erfindung der Kirche. Das ist allerdings nicht der einzige Widerspruch zu Jesus: Jesus wollte überhaupt keine Priester.
Fassen wir zusammen: Jetzt haben wir Priester, die Jesus nicht wollte, die ein Zölibat halten, das Jesus nicht wollte – und durch das sie offensichtlich in Schwierigkeiten geraten. Das ist auch nahe liegend, denn welcher Mensch kann schon ein Leben lang ohne seine entwickelte Sexualität leben? Und anschließend haben wir hier auch vermehrt Opfer: die missbrauchten Kinder.

Die Kinder werden bereits ab der Taufe indoktriniert. Ein Teil dieser Indoktrination besteht darin, sie glauben zu machen, der Priester sei eine spezielle, Gott nahe stehende Person, der letztlich unentbehrlich ist für jeden Menschen, der zu Gott kommen möchte. Dieser Nimbus des Priesters wird schon ganz früh in die kindliche Seele hineingesenkt, und man kann an vielen Beispielen erkennen, dass diese Indoktrination selbst im Erwachsenen noch nachwirkt. Der normale Erwachsene im Alltagsleben denkt oft: "Ich bin doch aufgeklärt; ich bin doch wissenschaftlich orientiert; ich habe doch mit all dem nichts mehr zu tun." Doch unterschwellig geht er vor dem Priester in die Knie.
Konkret auf den sexuellen Missbrauch von Kindern bezogen, erlebt man auch, dass nicht wenige Eltern – wenn ihr Kind versucht, ihnen zu berichten, was ihm geschehen ist – im Zweifel dann eher dem eigenen Kind keinen Glauben schenken und innerlich die Loyalität zum überhöhten Priester aufrecht erhalten, statt ihrem Kind zu helfen und ihm zu sagen: "Was dir passiert ist, das ist ja eine Ungeheuerlichkeit! Ich werde dir helfen, damit das in Ordnung gebracht wird. Ich werde es an die Öffentlichkeit bringen; und wir werden den Täter zur Rede stellen. Dir ist Unrecht geschehen, und ich helfe dir." Das findet häufig nicht statt.

Ein weiteres Beispiel: Einmal hatte ein katholischer Dekan Selbstmord begangen. Die Vorgeschichte: Er hatte zu einem ehemaligen Ministranten seit dessen 16. Lebensjahr eine sexuelle Beziehung. Als das dann herauskam, hat die Gemeinde – da von "Überhöhung" die Rede war – gesagt: "Für uns war er trotzdem eine Lichtgestalt." Durch seinen Selbstmord hat der Dekan dann die Aufklärung verhindert. Das heißt, es galt im Zweifelsfall die Unschuldsvermutung, obwohl sein Fehlverhalten überall schon bekannt war. Aber auf diese Weise wurde die Aufklärung verhindert.
Auch am erschütternden Beispiel dieses Dekans merkt man, wie im Grunde genommen das Umfeld versucht, den Nimbus des Überhöhten auf verschiedenste Art und Weise aufrecht zu erhalten, obwohl doch so viel verborgener Schmutz zutage hinter den festlichen klerikalen Gewändern gefördert worden ist. Ohne den Priestern zu nahe treten zu wollen, sei die Frage doch erlaubt: Was verbirgt sich hinter diesen Gewändern? Es dringt ja hier und da nach außen. Das Ganze hat mittlerweile eine solche Dimension angenommen, dass man diese Gewänder, die ja auch den Nimbus repräsentieren, schon alleine deswegen abschaffen müsste. Und die Menschen sollten sich mit der Zeit auch nicht mehr blenden lassen.
So sei in diesem Zusammenhang noch einmal auf den "Seelenmord" hingewiesen: was das eigentlich bedeutet und wie er geschieht. Wir haben bereits ausgeführt, wie im Erleben des Kindes der Priester überhöht erscheint. Diese Darstellung ist zwar künstlich, aber sie ist in der Seele des Kindes wirksam. Wenn ein solch überhöhter Mensch dem Kind Derartiges antut, dann meint das Kind, der "liebe Gott" habe gewollt, dass ihm solches geschieht, denn es ist ja der Priester – der in den Augen des Kindes sozusagen als der Vertreter Gottes dargestellt wird –, der an ihm solches verübt. Die betroffenen Menschen können oft ein Leben lang nicht erfassen, wie es sein kann, dass der "liebe Gott" das zugelassen hat oder an ihnen solches direkt verübt. Sie meinen dann, sie werden von Ihm bestraft oder Er, also Gott, hasse sie. Die Menschen, die von einem Geistlichen missbraucht wurden, haben oft ein Leben lang oder darüber hinaus Mühe, überhaupt wieder eine innere Beziehung zu einem liebenden Gott aufzubauen, weil sie seit frühester Kindheit in den Glauben hinein manövriert wurden, dass Gott ihnen das angetan habe. Das verbirgt sich hinter dem Wort Seelenmord. Es ist für die Betroffenen fast nicht mehr möglich oder über eine lange Zeit nicht mehr möglich, zum liebenden Gott eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Das ist das Gravierendste, denn es geht in eine existentielle Dimension – es geht weit über das hinaus, was geschieht, wenn ein anderer Mensch ein Kind missbraucht. Wenn ein Priester das tut, hat es für das Kind eine Qualität mit ganz anderen Dimensionen.
Dazu eine weitere Frage: Ob ein Priester, der Kinder missbraucht, überhaupt an Gott glaubt? Man muss davon ausgehen, dass er es nur vorgibt, denn glaubte er wirklich an Gott, würde er so etwas nicht tun.

Gotteswort durch den Propheten Hosea:
"Dich, Priester, klage Ich an"
"Hört das Wort des Herrn, ihr Söhne, denn der Herr erhebt Klage gegen die Bewohner des Landes. Es gibt keine Treue und keine Liebe und keine Gotteserkenntnis im Land. Nein, Fluch und Betrug, Mord, Diebstahl und Ehebruch machen sich breit. Bluttat reiht sich an Bluttat. Darum soll das Land verdorren. Jeder, der darin wohnt, soll verwelken, samt den Tieren des Feldes und den Vögeln des Himmels. Auch die Fische im Meer sollen zugrunde gehen. Doch nicht irgendwer wird verklagt, nicht irgendwer wird gerügt, sondern dich, Priester, klage Ich an. Am helllichten Tag kommst du zu Fall ... Mein Volk kommt um, weil ihm die Erkenntnis fehlt, weil du die Erkenntnis verworfen hast ... Sie, die Priester, sie nähren sich von der Sünde Meines Volkes und sind gierig nach seinen ruchlosen Opfern ..."
(Hosea 4, 1ff.)



Warum soll ein Priester, der ein Kind vergewaltigt hat, berechtigt sein,
dessen Eltern die Sünden zu vergeben?
Im Zuge der Aufdeckung von Kinderschänderverbrechen gab es auch mehrere Fälle, in denen Priester Messdiener vor bzw. nach der Messe in der Sakristei sexuell missbraucht hatten. Darauf hin wurden wir mehrfach gefragt, ob denn dieser Priester gleich anschließend gültig die kirchlichen "Sakramente" spenden könne, z. B. angeblich eine Vergebung zusprechen, die "Eucharistie" durchführen, Kinder durch Handauflegung firmen, taufen usw.
Bei den Fallbeispielen mit der Sakristei kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass z. B. die Eltern des missbrauchten Kindes im Kirchenraum zu den Gottesdienstbesuchern zählten, denen der Priester z. B. anschließend die Hostie "zum Heil" gereichte oder ihnen im Beichtstuhl die Beichte "abnahm" und ihnen angeblich im Namen Gottes die Vergebung zugesprochen hatte. Wir sind der Frage nachgegangen. Hier das Ergebnis:

1)
Character indelebilis (= "untilgbares Prägemal") -
"Im Zusammenhang mit dem Weihesakrament
der katholischen Kirche (Diakone, Priester, Bischöfe) besagt der Ausdruck, dass der Geweihte dies auch lebenslang bleibt, auch wenn er kein kirchliches Amt mehr innehat, sogar wenn ihm die Ausübung der jeweiligen Funktionen aus disziplinarischen oder lehramtlichen Gründen verboten oder er auf Antrag laisiert oder strafweise aus dem Klerikerstand entlassen wurde. Auch dann kann er unter gewissen Umständen, etwa in Todesgefahr, gültig und erlaubt die Eucharistie feiern und die Krankensalbung spenden." "Das gilt analog auch für Diakone und Bischöfe, die ebenfalls die ihnen zustehenden Sakramente weiterhin gültig, wenn auch meist unerlaubt spenden können. Bei letzteren kann dies bis zu "unerlaubten, aber gültigen" Weihen gehen, die zur Exkommunikation führen."
"Mit der Lehre vom character indelebilis bekennt sich die Kirche zur Bundestreue Gottes, die in Christus ihren letzten und unwiderruflichen Ausdruck gefunden hat. "Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen (2.Tim 2, 13) ..."
(Wikipedia: Stand: 13.6.2012)
Letzteres ist eine Verhöhnung von Gott und Christus, denn beide haben weder Priester eingesetzt noch Verbrechern irgendwelche Vollmachten oder geistigen Fähigkeiten erteilt. Die "Treue" Gottes besteht vielmehr darin, dass Er keines Seiner Kinder ewig verdammt, da sonst die Sünde größer wäre als die Liebe Gottes. Dies wird jedoch von der Kirche abgestritten, die ihrerseits Milliarden von Menschen angeblich ewig verdammt.

2)
"Ex opere operato" (= "aufgrund der vollzogenen Handlung").
"Etwas wirkt unabhängig von der Einstellung dessen, der es tut, und unabhängig von der Einstellung dessen, an dem und für den es getan wird. In der katholischen Dogmatik ist der Begriff die Bezeichnung für die objektive Wirkungsweise der Sakramente aufgrund ihres richtigen Vollzugs, unabhängig von der sittlichen Disposition des spendenden Priesters. Die Wirksamkeit eines Sakramentes tritt dann ein, wenn der Empfänger dem nicht entgegenwirkt. Diese Sichtweise der katholischen Kirche wird auch von den orthodoxen, orientalischen und anglikanischen Kirchen geteilt." (Wikipedia: Stand: 13.6.2012)

3)
Im Katholischen Katechismus, Randnummer 1128: Dort wird der Begriff "es opere operato" auch gebraucht und es heißt in diesem Zusammenhang wörtlich:
"´Das Sakrament wird nicht durch die Gerechtigkeit des Menschen, der [das Sakrament] spendet oder empfängt, sondern durch die Kraft Gottes vollzogen` (hl. Thomas von Aquin, s.th. 3,68,8). Sobald ein Sakrament der Absicht der Kirche gemäß gefeiert wird, wirkt in ihm und durch es die Macht Christi und seines Geistes, unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Spenders. Die Früchte der Sakramente sind aber auch von der inneren Verfassung ihres Empfängers abhängig."
Also auf gut Deutsch: Der Gläubige muss eine bestimmte "innere Verfassung" haben, der Priester nicht.

4)
Zu den Dogmen und Lehrsätzen selbst hier gibt es ein Dogma von Papst Innozenz III. Er entschied im Glaubenskrieg gegen die grausam verfolgten Waldenser im Jahr 1209 folgendes, zit. nach Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche, Lehrsatz Nr. 560: "So glauben wir fest und ohne zu zweifeln mit aufrichtigem Herzen, und wir bekennen es ohne Rückhalt mit gläubigen Worten. Dabei wirkt ein guter Priester nicht mehr und ein schlechter nicht weniger. Denn nicht das Verdienst des Weihenden, sondern das Wort des Schöpfers und die Kraft des Heiligen Geistes wirkt es. Darum glauben und bekennen wir fest, dass niemand, mag er noch so ehrenhaft, fromm, heilig, weise sein, die Eucharistie weihen und das Opfer des Altars vollbringen kann oder darf, wenn er nicht Priester ist, von einem sichtbaren und irdischen Bischof gültig geweiht."

5)
Die Kirche verurteilte dann auf dem Konzil von Konstanz 1414-1418 "unfehlbar" folgenden Irrtum des Reformers John Wiclif, der behauptete:
"Ein Bischof oder Priester, der in der schweren Sünde lebt, weiht nicht, verwandelt nicht (in der heiligen Messe), bringt das Sakrament nicht zustande, tauft nicht." (Neuner-Roos, Nr. 499)
Der Reformer Jan Hus wurde gefragt, ob er das auch so sehe (Nr. 500). Da er bejahte, wurde er trotz der Zusicherung freien Geleits noch auf dem Konzil hingerichtet.

6)
Und dann der entscheidende "unfehlbare" katholische Bannfluch auf dem Konzil von Trient 1547:
"Wer sagt, der Ausspender, der sich im Stand der Todsünde befinde, bringe kein Sakrament zustande oder teile keines mit, obwohl er alles Wesentliche beobachtet, was zum Zustandebringen und Mitteilen des Sakramentes gehört, der sei ausgeschlossen" (wörtlich: "anathema ist" = "der sei ewig verdammt")." (Neuner-Roos, Nr. 517)

7)
Dann noch einmal "unfehlbar" das Konzil von Trient, 1562:
"Wer sagt, durch jene Worte ´Tut dies zu meinem Gedächtnis` habe Christus seine Apostel nicht zu Priestern bestellt, oder nicht angeordnet, dass sie selbst und die anderen Priester seinen Leib und sein Blut opferten, der sei ausgeschlossen." (Neuner-Roos, Nr. 607 )

8)
Und schließlich hier: Da geht es um Vergebung und "Absolution", also um das Sakrament der "Buße", Neuner-Roos, "unfehlbar" Nr. 669, wieder Trient 1551:
"Wer sagt, die Priester, die im Stand der Todsünde sind, hätten nicht die Vollmacht, zu binden und zu lösen, ... der sei ausgeschlossen".
Das heißt: Der Priester, der in der Sakristei einen Jungen vergewaltigt, hat z. B. fünf Minuten später die kirchliche Macht, dessen Eltern angeblich von ihren Sünden los zu sprechen oder ihnen die Absolution zu verweigern.
 


Kein Priester kann Sünden vergeben -
ein Gespräch zwischen einem Theologen und einem Journalisten
Der Journalist: Welches sind die Rettungsangebote der Kirchen?
Der Theologe: Vereinfacht gesprochen der "rechte" Glaube und die Teilnahme an angeblich von Gott eingesetzten kirchlichen Handlungen, so genannten Sakramenten, in denen Gott wirken soll. Dabei geht es zum Beispiel um Sündenvergebung. Nach dem kirchlichen Glauben werden die Menschen durch Pfarrer oder Priester von den Sünden los gesprochen. Das ist aber gar nicht möglich. Jesus hat auch nicht gewollt, dass seine Nachfolger überhaupt Theologen, Priester oder Pfarrer werden.
Der Journalist: Was geschieht bei diesen kirchlichen Handlungen?
Der Theologe: In der katholischen Kirche gibt es die Formulierung "Dieser selbe Gott vergebe durch mich Sünder", gemeint ist der Priester. Das Wort "Sünder" klingt demütig, doch was steckt hinter der Formulierung? Und welches Bild ergibt sich, wenn man den Ablass einbezieht? Der Ablass gilt als der "Erlass einer zeitlichen Strafe vor Gott für Sünden, die hinsichtlich der Schuld schon getilgt sind" (Katechismus der Katholischen Kirche, München 1993, Nr. 1471). Hinter diesen Worten verbirgt sich zunächst die kirchliche Theorie, dass eine Schuld bereits durch das von der Kirche durchgeführte "Bußsakrament" getilgt sein könne.
Die nächste Frage aus kirchlicher Sicht wäre dann, wie mit möglichen Nachwirkungen der Schuld umgegangen werden soll. Auch hier spricht sich die Kirche die Verfügungsvollmacht zu, indem sie vorgibt, aus dem "Schatz der Genugtuung Christi und der Heiligen" über den Erlass oder Teilerlass für "zeitliche Sündenstrafen" "autoritativ" verfügen zu können. Dies geschieht "unter genau bestimmten Bedingungen" und sei sogar für Verstorbene im Jenseits möglich, deren Läuterungsweg dadurch verkürzt würde. Das ist für einen Außenstehenden vielleicht eine etwas schwere Kost, aber zumindest Katholiken wissen sicher gut, was ich meine.
Das kirchliche Tun beim "Bußsakrament" bekommt zusätzliches Gewicht dadurch, dass es heißt, es sei "nach wie vor der einzige ordentliche Weg der Versöhnung mit Gott und der Kirche, wenn ein solches Sündenbekenntnis nicht physisch oder moralisch unmöglich ist" (Ordo poenitentiae 31, Katechismus, Nr. 1484). Das alles aber ist nicht nur eine schwere Kost, es ist schlicht Humbug. Und bei diesem Thema wie auch bei vielen anderen nennen die Amtskirchen zudem "Gott" und "Kirche" in einem Atemzug, was eine Vereinnahmung und ein Missbrauch des Namens Gottes ist.
Der Journalist: Die Entstehung der evangelischen Kirche begann im 16. Jahrhundert mit dem Kampf gegen den Ablass der katholischen Kirche. Was ist aus dieser Auseinandersetzung um die "Buße" geworden?
Der Theologe: In der evangelischen Kirche neigt man heute immer mehr dazu, den Ablass zu tolerieren, was man ja an den evangelischen Reaktionen auf den Jubiläumsablass im Jahr 2000 gesehen hat. Proteste blieben fast ganz aus. Und auch in der evangelischen Kirche blieb ja der angebliche geistige Vollmachtsanspruch der Pfarrer auf diesem Gebiet erhalten. Mehrmals im Jahr habe ich als evangelischer Pfarrer zum Beispiel an einer so genannten "Gemeinsamen Beichte" teilgenommen. Dabei ist folgendes geschehen:
Zunächst betete ich als Pfarrer laut einige vorbereitende Gebetsworte, die in die Frage an die Anwesenden mündeten: "Vor dem heiligen Gott frage ich einen jeden von euch: Bekennst du, dass du schuldig geworden bist, und bereust du deine Schuld? Begehrst du die Vergebung deiner Schuld im Namen Jesu Christi? Glaubst du auch, dass die Vergebung, die ich dir zuspreche, Gottes Vergebung ist, so antworte: Ja."
Die Teilnehmer antworteten laut mit "Ja", woraufhin ich als Pfarrer fortsetzte: "Wie ihr glaubt, so geschehe euch. In Kraft des Befehls, den der Herr seiner Kirche gegeben hat, spreche ich euch frei, ledig und los: euch ist eure Schuld vergeben. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." Aus meiner heutigen Sicht ein ungeheure und gefährliche Irreführung der Menschen.
Die Teilnehmer antworteten schließlich mit "Amen", und der Pfarrer sagte darauf hin: "Gehet hin in Frieden!"
Der Journalist: In den Pfarrerworten ist die Rede von einem "Befehl", der der Kirche gegeben ist, so zu handeln. Wer hat der Kirche einen solchen Befehl gegeben?
Der Theologe: In den Kirchen wird gesagt, Jesus von Nazareth. Doch es gibt keinen Auftrag oder Befehl des Jesus von Nazareth an eine Kirche, so zu handeln. Worauf sich die Kirchen beziehen, ist die so genannte "Schlüsselgewalt", die ihr nach ihrer Lehre von Jesus angeblich verliehen wurde. Als Grundlage dafür dienen die Worte von Jesus an Petrus: "Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; alles was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein" (Matthäus 16, 19).
Was Jesus hier speziell dem Petrus sagte, ist aber eine allgemeine Gesetzmäßigkeit, die jeder für sein Leben anwenden kann, so eben auch Petrus, und die Jesus jedem anderen auch hätte sagen können. Deshalb heißt es im Matthäusevangelium auch einige Zeilen weiter, eben genau in dieser allgemeinen Form: "Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein" (18, 18) [mehr dazu in Der Theologe Nr. 51].
Hier ist also weder von Priestern die Rede noch von einer Kirche, auch von Petrus nicht mehr, sondern Jesus spricht vom Gesetz von Saat und Ernte, und mit dem Wort "Himmel" ist in diesem Fall das Jenseits gemeint. Die Worte von Jesus erklären, dass sich das Leben im Diesseits im Jenseits fortsetzt: Die Menschen, die sich auf der Erde an etwas "binden", sich also Lasten auferlegen, die sie unfrei machen, werden auch als Seelen im Jenseits an diese Lasten gebunden und unfrei sein. Was aber auf der Erde gelöst, also bereinigt wird, davon wird der Mensch auch als Seele im Jenseits frei sein. Das ist die Bedeutung des Jesuswortes. Das Gesetz von Saat und Ernte erfährt also durch den Tod des Menschen keine Unterbrechung. Das Leben geht weiter, und eventuell mündet es in eine oder viele neue Inkarnationen
Der Journalist: Haben Sie dafür um Verzeihung gebeten, dass Sie als Pfarrer noch nach der kirchlichen Beicht- und Bußlehre handelten?
Der Theologe: Ich habe als evangelischer Pfarrer zum Beispiel alle Menschen in Gedanken um Verzeihung gebeten, die an den von mir verantworteten "Beichten" teilgenommen haben. Ich weiß nicht, wie viele Menschen sich damals in der falschen Sicherheit wogen, es sei dadurch etwas vergeben worden, was noch nicht vergeben war.
Der Journalist: Können Sie das näher erläutern?
Der Theologe: Ich kann dazu ein Beispiel erzählen: Nehmen wir an, jemand empfindet Schuldgefühle seinem von ihm geschiedenen Ehepartner gegenüber. Beide gehen nun getrennte Wege, doch vieles aus der Vergangenheit ist nicht aufgearbeitet, eventuell überlagern Vorwürfe an den anderen die volle Erkenntnis der eigenen Schuld. Mit gemischten Gefühlen nimmt der Mensch jetzt an der Gemeinsamen Beichte teil. Ihm wurde nicht gelehrt, dass eine Schuld zum Beispiel erst vergeben sein kann, wenn auch der an dieser Schuld Leidende dem Betreffenden vergibt. Davon ist der ehemalige Partner aber eventuell noch weit entfernt.
Bei der kirchlichen Beichte spricht der Pfarrer im Namen Gottes nun den einen "frei, ledig und los". Dieser glaubt vielleicht daran und betrachtet die Angelegenheit als bereinigt. Mögliche spätere Gewissensbisse bringt er in sich zum Schweigen, auch eventuell tiefer gehende Empfindungen über seinen Anteil Schuld. Ihm sei ja von Gott vergeben worden. Möglicherweise wurde ihm vom Pfarrer in einem Einzelgespräch sogar noch empfohlen, einfach fester zu glauben, dass ihm vergeben sei. In der Zwischenzeit gerät sein ehemaliger Partner immer mehr auf die schiefe Bahn und setzt weitere negative Ursachen. In seinen Gedanken und Gefühlen macht jener nun immer heftiger seinen früheren Partner dafür verantwortlich, dessen Schuld ja scheinbar mithilfe des Pfarrers vergeben worden sei. Kann dieser nun sagen: Ich habe mit dem heutigen Leben des ehemaligen Partners nichts mehr zu tun, denn mir ist dank des kirchlichen Sakraments vergeben worden, für mich ist die Sache in Ordnung? In der Bergpredigt spricht Jesus von einer ähnlichen Situation und sagt: "Darum: Wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe" (Matthäus 5, 23 f.).
Sinngemäß heißt das: Wenn du dich Gott zuwenden willst und du spürst, dass es in der Beziehung zu einem Menschen nicht stimmt, dann gehe zu dem Menschen und bringe das Verhältnis in Ordnung. Diese Zusammenhänge bei der Vergebung stehen auch hinter dem Text des Vaterunser, wie es auch in den Kirchen gebetet wird: "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Also: Erst wenn die Menschen sich untereinander vergeben haben, kann die jeweilige Schuld weggenommen werden. Gott könnte uns nach einer echten Reue zwar sofort vergeben, und Er ist sofort dazu bereit. Doch es kommt auch auf unseren Nächsten an. Denn Gott liebt alle gleich, und auch in unserem Nächsten ist Gott.
Wie wäre es nämlich, wenn demjenigen komplett vergeben ist, der einem anderen zum Beispiel mit Absicht Schaden zugefügt hatte und der hinterher gebetet hatte ´Gott vergib mir`? Ist für den Täter dann alles in Ordnung? Obwohl der Geschädigte in seiner Not noch nicht vergeben kann und vielleicht deswegen selbst schuldig geworden ist? Zum Beispiel, indem er etwas Böses tat, was er ohne das Leid, was ihm zuvor angetan wurde, nicht getan hätte? Wäre das gerecht, wenn diesem zum Beispiel wegen dessen mangelnder Einsicht nicht vergeben ist, dem ursprünglichen Täter jedoch schon? Die feinen Zusammenhänge von Saat und Ernte können niemals durch ein kirchliches "Sakrament" oder eine Zeremonie oder ein religiöses Erleben eines Beteiligten einfach aufgelöst werden. Es muss von allen Beteiligten Schritt für Schritt wieder in Ordnung gebracht werden.

Der Journalist: Wie erklären die katholische und die evangelische Kirche ihr Handeln selbst?
Der Theologe: Nach der katholischen und evangelischen Lehre gilt zunächst Christus und nicht ein Pfarrer oder Priester als "Mittler" (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1546; Evangelische Bekenntnisschriften, Apologie XXI). Dennoch: Verhält sich nicht jemand exakt wie ein "Mittler", wenn er bestimmte Handlungen kraft seines kirchlichen Amtes als "Handlungen Gottes" ausgibt?
Im katholischen Katechismus heißt es dazu: "Christus selbst ist im kirchlichen Dienst des geweihten Priesters in seiner Kirche zugegen ... Die Kirche bringt dies zum Ausdruck, indem sie sagt, dass der Priester kraft des Weihesakramentes in der Person Christi, des Hauptes" handelt (Nr. 1548). Oder: "Das Amtspriestertum kann die Kirche deshalb repräsentieren, weil es Christus repräsentiert" (Nr. 1553). Der Bischofsweihe wird darüber hinaus die "Fülle des Weihesakramentes" zuerkannt, weswegen jeder Bischof auch als "Stellvertreter Christi" (Nr. 1560) bezeichnet wird.

Auch im evangelischen Katechismus heißt es: "Indem der Amtsträger Wort und Sakrament verwaltet, handelt Christus durch ihn. Die Apologie, eine lutherische Bekenntnisschrift von 1531, sagt, dass die Pfarrer ´die Person Christi um der Berufung der Kirche willen, nicht ihre eigenen Personen vergegenwärtigen, wie Christus bezeugt: ´Wer euch hört, hört mich`. Wenn sie das Wort Christi, wenn sie die Sakramente darreichen, reichen sie sie dar in Stellvertretung Christi`" (Evangelischer Erwachsenenkatechismus, Hannover 1975, 4. Auflage, S. 1164).
Bei der Zitierung dieses Bibelwortes wird die Lehre des Jesus von Nazareth einmal mehr verfälscht, denn Jesus sprach nie von Pfarrern und Priestern, sondern meinte alle seine Nachfolger. Doch die Kirche vereinnahmt seine Worte für eine Amts-Lehre, die zum Beispiel auch bei Taufen angewendet wird, wo es heißt, Gott taufe angeblich durch den Pfarrer - was inhaltlich vergleichbar der Theorie ist, dass Gott durch den Pfarrer angeblich Sünden vergeben würde.

Diese ganzen kirchliche Lehren, ob katholisch oder evangelisch, haben nicht das Geringste mit Jesus, dem Christus, zu tun. Jesus setzte niemals eine Institution ein, in der man aufgrund eines bestimmten Amtes plötzlich über bestimmte geistige Fähigkeiten verfügen könne. Das ist Unsinn, das ist, wenn man es so nennen will, heidnischer vorchristlicher Götzenkult! Aber es wird präsentiert als angeblich "christlich", und das macht alles noch schlimmer als alle Kulte aus vorchristlicher Zeit und schlimmer als alle gegenwärtigen Kulte, die sich nicht auf Christus berufen. Weil man auf diese Weise auch noch den großen Menschheitslehrer Jesus, den Christus, vereinnahmt und verfälscht und seine wirkliche befreiende Lehre den Menschen vorenthält.
Der Journalist: Handelt Gott überhaupt durch Menschen?
Der Theologe: Ja. Er handelt immer durch uns, wenn wir Seinen Willen tun, aber das hat mit einem kirchlichen Amt überhaupt nichts zu tun.
Der Journalist: Ist es grundsätzlich möglich, dass ein Mensch im Namen Gottes einem anderen etwas zuspricht, zum Beispiel ein Prophet?
Der Theologe: Auch ein Prophet spricht einem Menschen in der Regel nichts zu, obwohl das möglich wäre. Bei einem echten Gottespropheten spricht Gott durch das "Mundstück", den Propheten, und der Hörer kann prüfen, ob er die Prophetie annehmen möchte.
Prophet kann man auch nicht aus menschlichem Wollen bzw. aus eigener Entscheidung heraus werden. Ein Prophet wird aus der geistigen Welt bzw. von Gott aufgerufen, so, wie wir es von vielen Propheten im so genannten "Alten Testament" kennen. Und der Prophet vernimmt diese Berufung in seinem Inneren, wenn er weitgehend im Einklang mit den Geboten Gottes lebt. Der Gottesprophet führt Menschen auch nie zu sich selbst oder zu einer Institution, sondern immer zu Gott bzw. zu Christus, der in den Menschen selbst wohnt sowie in der ganzen Schöpfung.
Bei einem Zusprechen, wie in den Kirchen üblich, ernennt eine kirchliche Institution aber bestimmte Menschen aufgrund ihrer Berufsentscheidung und theologischen oder kirchlichen Ausbildung zu stellvertretenden Sprechern für ein angebliches Handeln oder Sprechen Gottes. Und die Menschen werden dort in der Regel schon als Säuglinge zu Mitgliedern der kirchlichen Institution gemacht, von der man sich nicht einmal durch späteren Kirchenaustritt komplett lösen können soll [mehr zu den Hintergründen siehe hier]. Das ist "Schuld, Schuld, übergroße Schuld", wie es in manchen Klöstern und evangelischen Kommunitäten auch dauernd gebetet wird.
Der Journalist: Sie sprechen in diesem Zusammenhang vor allem von der Schuld der Pfarrer. Doch welchem Pfarrer ist diese Schuld bewusst?
Der Theologe: Der Pfarrer kann sich zum Beispiel fragen: Was ist, wenn das, was ich lehre, nicht der Wahrheit entspricht? Der Nächste glaubt nur deshalb daran und geht in die Irre, weil der Pfarrer behauptet habe, die Lehre käme von Gott. Doch was gibt dem Pfarrer die Sicherheit, dass es wirklich so sei? Oder: Was ist, wenn der Pfarrer im Namen Gottes etwas zu vergeben vorgibt, was noch gar nicht vergeben ist? Kann jemand wirklich guten Gewissens glauben, dass die Schuld, die er als Pfarrer vergibt, "Gottes Vergebung" ist? Woher weiß er denn das? Ist das nicht eine Parallele zur "Geschichte vom Sündenfall", in welcher der Mensch damit versucht wird, angeblich sein zu können wie Gott? Genau das passiert hier aber: Der Pfarrer setzt sich eigenmächtig an die Stelle Gottes.
Mancher Pfarrer mag nun einwenden, er müsse eben von Amts wegen so handeln. Doch seine Verantwortung kann er deswegen nicht auf andere abschieben und das Amt kann ihn auch nicht schützen. Er hat diesen Beruf ja selbst gewählt. Und jedem Pfarrer wird deshalb sein Anteil zu gewogen, für den er als Person verantwortlich ist, wenn Menschen in die Irre geführt und um große Chancen ihres Lebens gebracht werden.
Der Journalist: Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Der Theologe: Um beim eben genannten kleinen Beispiel zu bleiben: Der in der Kirche scheinbar "Losgesprochene" könnte sich später, eventuell im Jenseits, auf den Pfarrer berufen, wenn negative Wirkungen aus der ehemaligen Partnerschaft auf ihn zukommen. Der Pfarrer habe ihm doch im Namen Gottes vergeben, warum werde jetzt im Jenseits alles wieder aufgewühlt?
Der Pfarrer seinerseits kann sich nicht einmal mehr an diesen Menschen erinnern, denn nur bei der einen "Gemeinsamen Beichte" zum Beispiel in einer evangelischen Kirche sind über 100 Menschen aufgestanden und haben vom Pfarrer die "Vergebung Gottes" bekommen - jeder in einer anderen Lebenssituation, die meisten davon dem Pfarrer völlig unbekannt.
Wie ist es nun also, wenn sich eines Tages herausstellt, dass die "Beichte" und die "Absolution" bzw. "Lossprechung" des einen Partners mitverantwortlich dafür war, dass es zu keiner wirklichen Aufarbeitung und Versöhnung der beiden gekommen ist?
Und das ist jetzt nur ein einziges Beispiel. Unter Umständen hat ein Pfarrer, wie es seine berufliche Pflicht ist, bei Tausenden "die Beichte abgenommen". Dazu kommen zum Beispiel die vielen Predigten. Und die kirchliche "Lehre von der Beichte" ist wiederum nur ein kleiner Ausschnitt des kirchlichen Lehrwerkes, in dem ein Irrtum in den anderen greift. Und für jede einzelne Irreführung wird der Pfarrer gemäß seines Anteils durch das Gesetz von Saat und Ernte einst zur Rechenschaft gezogen.
Der Journalist: Eventuell über mehrere Inkarnationen?
Der Theologe: Oder in den jenseitigen Welten, ...
Der Journalist: ... wo die Pfarrer und Priester gemäß ihres eigenen Glaubens nach dem Tod in den Himmel eingehen würden.
Der Theologe: Irgendwann, wenn sie keine verkopften und hochmütigen Theologen mehr sind, sondern zu Kindern Gottes geworden sind und alles bereut und wieder gutgemacht haben und ihnen auch von allen ihren unzähligen Opfern vergeben wurde. Mögliche Folgeschäden alleine durch das "Sakrament" der Beichte sind ja, wie gesagt, nur ein Detail. Denken Sie vor allem an die zahllosen Verbrechen kirchlicher Würdenträger, die noch nicht gesühnt sind, zum Beispiel an die Hinrichtung von Andersgläubigen, an Glaubenskriege, Kreuzzüge, an so genannte Hexenverbrennungen, an die Judenverfolgungen oder daran, dass man Tieren heute noch abspricht, eine unsterbliche Seele zu haben, und dass man Tierversuche und den Mord an Tieren erlaubt und vieles, vieles mehr. In den Seelenreichen ist alles offenbar, was heute noch verborgen ist, wovon vieles aber durch den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Pfarrer und Priester seit dem Jahr 2010 verstärkt an die Öffentlichkeit dringt. Und alle Verbrechen fallen, so sie nicht rechtzeitig vergeben und wieder gut gemacht sind, früher oder später auf die Verantwortlichen zurück, und dazu zählt nach meiner Überzeugung auch das Leid, das wir den Tieren angetan haben und täglich weiter antun.
Der Journalist: Ist das vielleicht einer der Gründe, warum in den Kirchen das Gesetz von Saat und Ernte und das Wissen um die Reinkarnation nicht mehr gelehrt wird? Dann müssten die kirchlichen Obrigkeiten ja lehren, dass sie auch selbst darunter fallen und dass sich die zahlreichen ungesühnten Verbrechen der Kirchengeschichte noch auswirken, sofern die Wirkung nicht schon eingetreten wäre?
Der Theologe: Allgemein geantwortet: Jemand, der um das Gesetz von Saat und Ernte weiß, wird sich anders verhalten als jemand, der glaubt, unter dem Deckmantel einer sofort alles verzeihenden Gnade möglichen Wirkungen entgehen zu können. Doch die Zukunft bringt alles bald an den Tag.
 


Ex-Pfarrer bittet um Vergebung für die Taufen, die er früher als Pfarrer durchgeführt hatte
Als ehemaliger Pfarrer bat ich einige Jahre, nachdem ich diesen Beruf nieder gelegt hatte, Eltern und erwachsen gewordene Kinder um Vergebung für die Taufen, die ich früher durchgeführt hatte. Dazu habe ich folgende Erklärung abgegeben, die am 19.12.2009 u. a. in der Zeitung Fränkischer Tag in Bamberg als Anzeige erschienen ist:
"Von 1988-1992 war ich evangelisch-lutherischer Pfarrer in Bamberg-St. Stephan und in der Philippuskirche am Klinikum. In dieser Zeit habe ich auch viele Säuglinge getauft. Doch das hat Jesus nicht gewollt. Er wollte laut dem Zeugnis der Bibel, dass man die Menschen zuerst ´lehrt` (so steht es auch korrekt in den ursprünglichen Übersetzungen) und erst dann tauft und nach der Taufe natürlich weiter unterrichtet. Seine Botschaft ´Erst lehrt, dann tauft`, wird durch das kirchliche ´Erst tauft, dann lehrt` jedoch ins Gegenteil verkehrt. Die Kirche verstößt mit ihrem Tauf-´Sakrament` also gegen Jesus. Und sie macht die Kinder auf diese Weise gleichzeitig zu Mitgliedern ihrer Institution, welche Jesus ebenfalls niemals gewollt hat. Und niemals befürwortete der Mann aus Nazareth einen Bau von Kirchen aus Stein mit Kanzel, Altar, Taufbecken und dergleichen. Jesus sagte zwar: ´Lasset die Kinder zu mir kommen`. Da damit meinte er nicht, dass die Kinder getauft und auf diese Weise zu Mitgliedern einer Kirche gemacht werden sollen.

Heute bedauere ich deshalb, bei den Taufen als Pfarrer mitgewirkt zu haben, und ich möchte alle Eltern und Kinder um Vergebung bitten. Es waren damals meine Handlungen im Auftrag der Kirche, nicht jedoch das Handeln Gottes, wie es die Kirche fälschlicherweise darstellt. Gott macht keine Unterschiede zwischen Getauften und Nichtgetauften, und die Taufe ist auch kein besonderer Schutz oder Segen. Und die kirchliche Erlaubnis einer so genannten ´Nottaufe` in Todesgefahr ist deshalb auch sinnlos.

Mit Gott und Christus hat das Taufsakrament der Kirche also nichts zu tun und auch für das spätere Seelenheil ist die Taufe nutzlos. Sie ist sogar hinderlich, weil der Getaufte dadurch an eine äußere Kirche gebunden ist. Und dies erschwert ihm nach dem Tod seine Rückkehr als freies Kind Gottes in die ewige Heimat zu Gott. So glaube ich es heute. Deshalb: Bitte verzeihen Sie mir. Dieter Potzel, ehemaliger evangelischer Pfarrer."
 
Der Talar als Symbol der Abgrenzung
"Ich war ja in der ganzen Zeit nicht nur evangelisches Kirchenmitglied, ich war evangelischer Pfarrer und mit meiner ganzen beruflichen Existenz an die Kirche gebunden. Und bereits an diesem Amt kann ich einiges deutlich machen: Ich glaube nämlich nicht, dass Jesus Priester und Pfarrer wollte. Er wollte nicht, dass Theologen und Schriftgelehrte eine Gemeinschaft führen, die seinen Namen trägt. Mir war hier manchmal die anglikanische Kirche in England ein etwas besseres Beispiel als die eigene Kirche. Dort gibt es auch Theologen als Pfarrer. Aber ´Pfarrer` ist dort eine Zusatzausbildung, die ich Berufs begleitend machen kann oder in Intensivkursen. Die Leute haben eigene Berufe und jemand macht z. B. mit 45 Jahren noch eine Pfarrer-Zusatzausbildung. Also dort ist der Pfarrer viel mehr in das Leben der übrigen Bevölkerung integriert. Der Talar war für mich demgegenüber immer ein Symbol der Abgrenzung. Der Pfarrer im Talar grenzt sich dabei von den anderen Leuten ab.
Doch es hieß ja in der Reformation ´Priestertum aller Gläubigen`. Die Abgrenzung war also nicht evangelisch für mich und schon gar nicht christlich. Oder auch die Abgrenzung des Altars: Der Pfarrer steht dahinter und sagt ´Friede sei mit euch`, ´Der Herr segne euch`. Er schließt sich immer aus in diesen ganzen Formulierungen. Und auch im Bewusstsein der Leute ist ´Pfarrer` eben eine Art besondere Berufung. Aber wieso eine besondere Berufung? Jeder Christ ist berufen. ´Ihr alle seid Brüder und Schwestern`, hat Jesus Christus gesagt, es gibt da keine mit einer besonderen und andere mit einer weniger besonderen Stellung."

(Ex-Pfarrer Dieter Potzel bei seinem Vortrag über seinen Kirchenaustritt am 4.3.1992 in Bamberg. Der Theologe war bis 31.1.1992 evangelisch-lutherischer Pfarrer der Kirchengemeinde St. Stephan und ist am 7.2.1992 aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Den ganzen Vortrag lesen Sie hier)



Die Beichte bei einem Pfarrer stammt aus antiken Götzenkulten
Die kirchliche Beichte ist wie alle kirchlichen Sakramente und Zeremonien eine Abwandlung von antiken Götzen-Kulten. Der Historiker Alexander Hislop (Von Babylon nach Rom, Bielefeld 2002) arbeitete heraus, wie der Aufruf an die Christen "Bekennt nun einander die Sünden" (Jakobus 5, 16) von der Kirche dahin gehend verfälscht wurde, dass die Kirchenmitglieder vor einem Priester beichten sollten. Jakobus hatte jedoch das gegenseitige Bekennen oder "Beichten" der Betroffenen untereinander gemeint, ohne Priester.
Vorbild für das kirchliche Beicht-Sakrament sind unter anderem die babylonischen Mysterienkulte, die vor einer Einweihung in den betreffenden Kult ebenfalls eine Beichte vor einem Priester forderten (S. 22f.). Ein weiteres Vorbild für die Kirche ist die ägyptische Waage des Gottes Anubis, dessen Priester über einzelne Sünder zu Gericht saßen, um das Positive und Negative gegeneinander aufzuwiegen, um auf diese Weise das spätere Gericht bereits ansatzweise vorwegzunehmen. Und da die Macht der Priesters "und sein Einfluss in großem Maße allein auf dem Grundsatz sklavischer Angst basierte, sorgte er dafür, dass die Waage sich im allgemeinen in die falsche Richtung bewegte, damit sie [die Beichtenden] seinem Willen unterwürfiger wurden, indem sie eine angemessene Menge guter Werke in die gegenüberliegende Waagschale warfen. Da er [der Priester] der große Richter über die Art und Weise war, lag es in seinem Interesse zu bestimmen, was seiner eigenen selbstsüchtigen Erhöhung oder dem Ruhm seines Standes am zuträglichsten war" (Hislop, S. 136).
Der Historiker Karlheinz Deschner schreibt in seinem Buch Der gefälschte Glaube (München 1980): "Eine Beichte gab es auch im Jainismus, im Kult der Anaitis, in den samokrathischen Kabirenmysterien oder bei Isis, wo die reuigen Sünder unter den Drohungen der Priester sich auf den Tempelboden warfen, die heilige Tür mit dem Kopf rammten, die Reinen [Priester] mit Küssen anflehten und Wallfahrten machten ... In einigen Mysterienkulten bekannte man dem Priester als dem Stellvertreter der Gottheit seine Schuld, um so von den Folgen wieder frei zu werden" (S. 114).
 
Eine Kirche kann weder lösen, noch eine "Bindegewalt" ausüben
Eine Kirche kann weder lösen, noch die Bindegewalt ausüben.
Gott ist Der, der löst. Gott ist es, der verbindet, vom Himmel zur Erde, vom Himmel zu jedem Einzelnen von uns. Denn das Reich Gottes ist in uns. Lösen wir uns von der Sünde und verbinden wir uns mit Gott in uns, dann fühlen wir, dass wir Kinder Gottes sind und eins mit dem großen Geist, der in uns wohnt. Und dieses Einssein spricht in unser Gewissen ein, dann, wenn wir wieder sündigen. Gott hilft uns, das zu lösen, woran wir uns gebunden haben und durch das Sündigen wieder binden wollen.
Also Gott in uns ist es, der Christus-Gottes-Geist, der uns beisteht. Kein Priester kann uns helfen. Ein guter Priester – wenn man das Wort "gut" einmal verwenden möchte –, der also die Verbindung zu Gott hat, der wird sich auch vom Priesteramt lösen. Er wird ein Mann des Volkes sein, der aus der eigenen Erfahrung spricht, wie er gekämpft hat und noch kämpft, um Schritt für Schritt eins zu werden mit dem großen Geist in uns. Das ist Verbundensein mit Gott, unserem Vater, und Christus, unserem Erlöser.



Die Priester, Pfarrer und Pastoren sind die Priester, Pfarrer und Pastoren des Gottes Baal
Das Priestertum der Kirchen hat seine Vorläufer auch im Baalskult. Und zu einem Priester und Pfarrer gehört immer ein Haus aus Stein mit einem Altar, an dem der Priester oder Pfarrer zelebriert.
Ein großer Teil der Quellen des antiken Baalskults aus Ugarit im 2. Jahrtausend vor Christus handelt dabei vom Bau eines prunkvollen Tempels für Baal, vergleichbar dem katholischen Petersdom in Rom und zahllosen anderen prunkvollen Kathedralen und Domen des Katholizismus. Eine Zeitlang war Baal in Ugarit "ohne Wohnung", so dass er eine Klage anstimmte: "Nicht hat Baal ein Haus" (
Walter Beyerlin (Hrsg.), Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985, S. 222-226).
Baal brauchte also, wie der katholische oder evangelische Gott, Häuser aus Stein, in denen er sich verehren lässt. Und so wie die Kirche auf jedem der sieben Hügel Roms einen prachtvollen Steintempel für ihren Gott errichten ließ, so wurde gemäß einer Inschrift auf einer Steintafel auch der Baalstempel auf den Höhen, dem Berg bzw. dem Hügel erbaut und es heißt:
"[O Koschar, Baumeister!] Schnell sollst du ein Ha[us bauen], ... inmitten [der Höhen des Zaphon], [auf dem Berg Baals, auf dem Hügel] [des Dagan] Sohnes" (
Otto Kaiser (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Gütersloh 1982-2005, Band III, S. 1111).

Doch der Schöpfergott wohnt nicht in Häusern aus Stein wie der Gott Baal und der Gott des Katholizismus, was Stephanus, ein Nachfolger des Jesus, den Priestern seiner Zeit entgegen hält: "Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht (Jesaja 66, 1-2): ´Der Himmel ist mein Thron und die Erde ist der Schemel meiner Füße; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen`, spricht der HERR, ´oder was ist die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand das alles gemacht?` Ihr Halsstarrigen, mit verstocktem Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr" (Apostelgeschichte 7, 48-59).
Die Anhänger der goldenen Götzen-Steinkirchen und ihre Priester waren von diesen Worten ins Mark getroffen, und die führenden Theologen ließen Stephanus, nachdem er dies gesagt hatte, sofort ermorden.

Und die römisch-katholische, die orthodoxen und die evangelischen Kirchen folgen auch hier nicht dem Gottesboten Stephanus, Jesus und den Propheten, sondern sie folgen dem antiken Tempelkult und dem Baal, und sie bauten seither auch für ihren Gott Dom auf Dom und Kirche auf Kirche
an jedem Ort, in den sie ihren Fuß hat hinein setzen können. Unzählige Arbeiter wurden über die Jahrhunderte auf diesen Baustellen geschunden und kamen ums Leben. Doch der Gott, für Den Stephanus sein Leben hieß, hat damit nicht das Geringste zu tun, Er ist dort nicht zu finden.
Die Kirchen sind Tempel der menschlichen Eitelkeiten, des Herrscherkults und der religiösen Prunksucht, niemals jedoch "Gotteshäuser". Ihre goldverbrämten Kirchen, Dome und Kathedralen sind nichts anderes als die Baalstempel unserer Zeit.

Denn schon über die Häuser das Baal hieß es:

"Das Silber war zu Platten geworden,
das Gold war geworden zu Ziegeln.
Es freute sich der allmächtige Baal:
´
Ich habe mein Gebäude aus Silber
gebaut,
meinen Palast aus Gold.`
Baal bereitete die Ausstattung seines Gebäudes,
Hadd bereitete die Ausstattung seines Palastes."
(Otto Kaiser, a.a.O, Band III, S. 1167)



Blut, Blut, Blut -
Die angebliche Einsetzung des Priestertums durch Gott
Auf dem Berg Sinai erhielt der Gottesprophet Mose die 10 Gebote. Die Priester jedoch behaupteten nach dem Babylonischen Exil (nach 538 v. Chr.), Gott habe bei diesem Anlass (also über 700 Jahre zuvor) den ganzen Priesterkult eingesetzt. In dem Buch Das Buch der Bücher - Altes Testament, München 1980, zusammen gestellt und verfasst unter anderem von den renommierten Theologen Hanns Martin Lutz und Hermann Timm, mit einem Vorwort von Gerhard von Rad, heißt es dazu:

"Das Priestertum ist das älteste sakrale Amt in Israel und reicht sicher bis in die Anfänge des Jahweglaubens zurück. Das Ritual, das die Priesterschrift [eine Quellenschrift des Alten Testaments] schon für die Amtseinführung der ersten Priester voraus setzt, entstammt jedoch erst der nachexilischen Zeit [also nach 538 v. Chr.]. Die Zurückführung auf die Sinaioffenbarung soll die unverbrüchliche Gültigkeit dieses Rituals ausdrücken" (S. 68).

Also weniger beschönigend formuliert: Das Ritual der Priestereinsetzung ist eine Fälschung und wurde keineswegs dem Mose auf dem Berg Sinai von Gott so diktiert.

Lesen Sie nachfolgend einige Ausschnitte darüber in 2. Mose 29, wie die Priester ihr blutiges Handwerk begründet sehen. Der Stamm Levi war ja pauschal mit Priesterdiensten beauftragt. Nun sollte der Mosebruder Aaron aus dem Stamm Levi und seine Söhne speziell das Hohepriestertum von Gott aufgetragen bekommen haben. Zunächst wird die aufwändige genau vorgeschriebene Priesterkleidung beschrieben. Dann heißt es weiter:

"Und du [Moses] sollst den jungen Stier herzu führen vor die Stiftshütte, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf den Kopf des Stieres legen. Und du sollst den Stier schlachten vor dem HERRN, vor der Tür der Stiftshütte, und sollst von seinem Blut nehmen und mit deinem Finger an die Hörner des Altars streichen und alles andere Blut an den Fuß des Altars schütten. Und du sollst alles Fett am Eingeweide nehmen und den Lappen an der Leber und die beiden Nieren mit dem Fett daran und sollst es auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Aber Fleisch, Fell und Mist des Stieres sollst du draußen vor dem Lager mit Feuer verbrennen; denn es ist ein Sündopfer.
Und den einen Widder sollst zu nehmen, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf seine Kopf legen. Dann sollst du ihn schlachten und sein Blut nehmen und ringsum an den Altar sprengen. Aber den Widder sollst du in seine Stücke zerlegen und seine Eingeweide und Schenkel waschen und sie zu seinen Stücken und seinem Kopf legen und den ganzen Widder in Rauch aufgehen lassen auf dem Altar; denn es ist dem HERRN ein Brandopfer, ein lieblicher Geruch [bzw. ein "beruhigender Duft"], eine Feueropfer für den HERRN.
Den anderen Widder aber sollst du nehmen, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände auf seinen Kopf legen, und du sollst ihn schlachten und von seinem Blut nehmen und es Aaron und seinen Söhnen an das rechte Ohrläppchen streichen und an den Daumen ihrer rechten Hand und an die große Zehe ihres rechten Fußes, und du sollst das Blut ringsum an den Altar sprengen. Und du sollst von dem Blut auf dem Altar nehmen und Salböl und sollst Aaron und seine Kleider, seine Söhne und ihre Kleider damit besprengen. So werden er und seine Kleider, seine Söhne und ihre Kleider geweiht.

Danach sollst du nehmen das Fett  von dem Widder, den Fettschwanz und das Fett am Eingeweide, den Lappen an der Leber und die beiden Nieren mit dem Fett daran und die rechte Keule - denn es ist der Widder der Einsetzung und ein Brot und einen Ölkuchen und einen Fladen aus dem Korbe mit dem ungesäuerten Brot, der vor dem HERRN steht. Dann lege das alles auf die Hände Aarons und seiner Söhne und schwinge es als Schwingopfer vor dem HERRN. Danach nimm es von ihren Händen und lass es in Rauch aufgehen auf dem Altar über dem Brandopfer zum lieblichen Geruch vor dem HERRN; denn es ist ein Feueropfer für den HERRN. Und du sollst die Brust vom Widder der Einsetzung Aarons nehmen und sie vor dem HERRN schwingen. Das soll dein Anteil sein. So sollst du heiligen die Brust als Schwingopfer und die Keule als Hebopfer, die von dem Widder der Einsetzung Aarons und seiner Söhne genommen sind. Und das soll Aaron und seinen Söhnen gehören als ewiges Anrecht bei den Israeliten, denn es ist ein Hebopfer. Und ein Hebopfer vor den Israeliten soll es sein von ihren Dankopfern, ihr Hebopfer für den HERRN ...
Und du sollst den Widder der Einsetzung nehmen und sein Fleisch an einem heiligen Ort kochen. Und Aaron mit seinen Söhnen soll das Fleisch des Widders samt dem Brot im Korbe essen vor der Tür der Stiftshütte. Sie sollen die Stücke essen, mit denen die Sühnung für sie vollzogen wurde, als man ihre Hände füllte und sie weihte. Kein anderer darf sie essen, denn es ist heilig. Wenn aber etwas übrig bleibt von dem Fleisch der Einsetzung und von dem Brot bis zum Morgen, sollst du es mit Feuer verbrennen. Es darf nicht gegessen werden, denn es ist heilig.

So sollst du mit Aaron und seinen Söhnen alles tun, was ich dir geboten habe. Sieben Tage sollst du ihre Hände füllen und täglich einen jungen Stier zum Sündopfer schlachten zur Sühnung und sollst den Altar entsündigen, indem du die Sühnung an ihm vollziehst. Sieben Tage sollst du an dem Altar die Sühnung vollziehen und ihn weihen; so wird er ein Hochheiliges. Wer den Altar anrührt, der ist dem Heiligtum verfallen ...

Und dies sollst du auf dem Altar tun: Zwei einjährige Schafe sollst du an jedem Tage darauf opfern, ein Schaf am Morgen, das andere gegen Abend ... Das soll das tägliche Brandopfer sein bei euren Nachkommen am Eingang der Stiftshütte vor dem HERRN, wo ich euch begegnen und mit dir reden will." (Verse10-28.31-40.42)

Dies alles wird heute im Judentum nicht mehr praktiziert, da es weder eine Stiftshütte noch einen Tempel mehr gibt. Im kirchlichen Christentum hält man jedoch daran fest, dass dies exakt Gottes Anweisungen gewesen seien, obwohl es nur Erfindungen der Priester waren, worauf die großen Gottespropheten Israels immer wieder hingewiesen haben. Die Schrift, welche den ganzen Kult beinhaltet und die als Quellenschrift zum Teil des Alten Testaments wurde, heißt Priesterschrift, und die oben bereits zitierten Professoren für Altes Testament schreiben weiter:

 "Das Priesteramt hat für dieses Erzählungswerk eine überragende Bedeutung. Es ist die einzige sakrale Institution, über die Jahwe mit Israel verkehrt. Die Priester allein vertreten Israel vor Gott, und ausschließlich durch die Priester handelt Gott an seinem Volk." (S. 68)

Durch diesen Glauben, der in den hier zitierten Zeilen aus dem Alten Testament zum Ausdruck kommt, ist bereits der grundlegende Gegensatz zu den späteren wahren Gottespropheten (Jesaja, Jeremia, Daniel, Hesekiel, Hosea und viele mehr) aufgezeigt, durch die Gott sich tatsächlich für Sein Volk offenbaren konnte, während das hier dokumentierte kultische Religionstheater nichts anderes als eine blutige und vor allem für die Tiere grausame Selbstbeweihräucherung war.
Doch auch für die Menschen waren es grausame Einschüchterungs-Riten, denn bereits kleinere Abweichungen bedeuteten unter Umständen das Todesurteil auch für die Menschen.
 
Blut, Blut, Blut - der grausame Priesterkult im Neuen Testament
"Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung."

(Hebräerbrief 9, 22)

So sollen mit Aaron seine vier Söhne Nadab, Abihus, Eleasar und Itamar durch den obigen Ritus zu Oberpriestern geweiht werden. Doch der Abschluss ihrer Priesterweihe war für Nadab und Abihus unglücklicherweise auch ihr Todestag. Wohl im Übermut der großen Ehre haben sie anschließend gleich einmal ihre Räucherpfannen ausprobiert. Nach der Bibel sei danach folgendes geschehen:

"Und Aarons Söhne Nadab und Abihu nahmen ein jeder seine Pfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten so ein fremdes Feuer vor den HERRN, das er ihnen nicht geboten hatte. Da fuhr ein Feuer aus von dem HERRN und verzehrte sie, dass sie starben vor dem HERRN" (3. Mose 10, 1-2).
Das heißt, sie verbrannten bei lebendigem Leib.
Und wie reagierte ihr Vater Aaron gemäß dieser Überlieferung. "Und Aaron schwieg" (Vers 3d).
Damit beinhaltet diese Erzählung eine klare Botschaft der Einschüchterung.

Unglücklicherweise waren aber auch die beiden anderen Söhne Eleasar und Itamar mit dem ganzen Ritual überfordert und machten gleich zu Beginn ebenfalls einen Fehler. Die Bibel schreibt:

"Und Mose suchte den Bock des Sündopfers und fand ihn verbrannt. Und er wurde zornig über Eleasar und Itamar, Aarons Söhne, die ihm noch geblieben waren und sprach: ´Warum hat ihr das Sündopfer nicht gegessen an heiliger Stätte? Denn es ist ein Hochheiliges und der HERR hat es euch gegeben, dass ihr die Schuld der Gemeinde wegnehmen und sie vor ihm entsühnen sollt. Siehe, sein Blut ist nicht in das Heilige hinein gebracht worden. Ihr solltet das Opfer im Heiligen gegessen habe, wie ich geboten hatte`" (V. 16-18).

Doch der Bibel-Aaron hat hier angefangen, zu argumentieren: "Ich sollte heute essen vom Sündopfer? Sollte das dem HERRN gefallen?" (V. 19)
Und er konnte den Bibel-Mose milde stimmen, dass "heute" nicht der richtige Tag sei, vom Sündopfer zu essen.
"Als Mose das hörte, ließ er sich´s gefallen" (V. 20) und  Eleasar und Itamar blieben am Leben.

Diesen blutigen Kult soll also angeblich Mose auf dem Berg Sinai von Gott empfangen haben. Doch damit wird nicht nur der Gott der wahren Propheten, sondern auch der Gottesprophet Mose verhöhnt. Die Propheten haben es später alles klar gestellt.
Dafür mussten viele von ihnen ebenfalls sterben, wie Jesaja oder Jeremia. Und auch ihre Worte wurden später oftmals von Priestern und "Schriftgelehrten" "überarbeitet".

Niemals stammt auf jeden Fall eine solche Einsetzung der Priester - wie oben zitiert - von Gott oder von Mose.

 

 
Die Tür des Glaubens
Ein Hörspiel zum römisch-katholischen Glaubensjahr 2012
Sprecher 1
In der Region, in der er lebte, war der Kirchenführer und Oberpriester ein bekannter und öffentlich sehr geschätzter Mann gewesen. Und auch nach Eintritt seines Ruhestands bestieg er immer wieder die Kanzel und predigte zu den Gläubigen. Nun ist er gestorben, und - so hieß es in mehreren Zeitungsanzeigen - dürfe er schauen, was er geglaubt hat. Das sind hoffnungsfrohe Worte, auch wenn keiner wirklich weiß, was sie konkret bedeuten sollen. Denn dieses vermeintliche Schauen geschieht eben im Jenseits, und es ist den Menschen auf der Erde meist verborgen. Doch wie wäre es, wenn wir für einige Augenblicke einmal den Schleier vor dem Jenseits auf die Seite ziehen könnten? Vielleicht könnten wir dann solches oder ähnliches miterleben, was in der nun folgenden Geschichte erzählt wird.
 
Sprecher 2
Als der verstorbene Kirchenführer nach seinem Tod in die jenseitige Welt gelangt ist, weiß er gar nicht so recht, wo er sich jetzt befindet. So schaut er sich unsicher und zögerlich um. Denn er hatte sich das Weiterleben nach dem Tod irgendwie anders vorgestellt.
Auch ist er überrascht, dass er von dort, wo er sich jetzt befindet, sehr gut sehen kann, was die Menschen in seiner ehemaligen Umgebung auf der Erde jetzt tun und sagen - so, als stünde er nach wie vor mitten unter ihnen. Aus diesem Grund ist seine Aufmerksamkeit im Jenseits weiterhin vor allem auf das Diesseits gerichtet, das er vor kurzem verlassen hat, und er beobachtet mit Interesse die Menschen in seiner ehemaligen Umgebung au der Erde. Er kann jetzt sogar erfassen, was sie denken und fühlen, was ihm zuvor nicht möglich war, als er selbst noch als Mensch unter ihnen lebte. Von denen, die er aus dem Jenseits beobachtet, wird er selbst jedoch nicht mehr wahrgenommen. Für sie ist er, der Kirchenführer, jetzt tot. Dabei ist er ihnen jetzt sogar näher als zuvor, sie wissen es nur nicht. Denn kein Gedanke eines Menschen auf der Erde ist dem Kirchenführer jetzt ein Geheimnis, wenn er sich als Seele im Jenseits darauf konzentriert. Und keine verschlossene Tür im Diesseits ist ihm ein Hindernis, wenn er hören möchte, was dahinter getan, gesprochen oder gedacht wird. Ist diese neue Fähigkeit vielleicht eine Belohnung für das, was er als Kirchenführer alles Gutes getan habe, so überlegt er?

Sprecher 1
In dieser Überlegung fühlt er sich bestärkt, als er, im Jenseits auf und ab gehend, mit Genugtuung die Dankesworte, Lobesbekundungen und vielen positiven Nachrufe in Zeitungen und Kirchenblättern anlässlich seines Todes vernimmt. Und er kommentiert in Selbstgesprächen, welche Formulierung er sich noch etwas anders gewünscht hätte oder mit welchen Sätzen er voll und ganz einverstanden ist. Auch schaltet er sich gerne dazwischen, wenn zwei oder gar mehrere Menschen über ihn und seinen Tod sprechen, und er beteiligt sich nun am Gespräch; vor allem dann, wenn etwas gesagt wird, was aus seiner Sicht anders war. Er wird aber - wie gesagt - von den anderen gar nicht mehr wahrgenommen, was auf Dauer dann doch ein sehr beklemmendes Gefühl für ihn ist. Ach, könnte er doch noch dieses und jenes Missverständnis klären, wodurch einzelne durchaus auch kritische Stimmen zu seinem Leben gar ganz verstummen könnten! Er steht zwar neben diesen Menschen und doch auch wieder nicht. Und so fühlt er sich in seiner ehemaligen irdischen Umgebung zunehmend nicht mehr zugehörig und deshalb fehl am Platz.
Sprecher 2
"Diese neue Fähigkeit, die Gespräche und sogar Gedanken von Menschen auf der Erde wahrnehmen zu können, hat auch ihre Kehrseite", so denkt er sich. Und auch im Jenseits weiß er immer noch nicht, wo er eigentlich hingehört, er hat ja noch nicht einmal eine vernünftige Orientierung. Er könne ja nicht ständig, gleichsam wie auf einer jenseitigen Wolke schwebend, sich immer nur wieder mit jener Welt beschäftigen, aus der er sich doch eben erst verabschiedet habe.
Im Sarg hatte man ihm extra noch seine Kirchenmütze aufgesetzt, die er immer bei den Kirchenveranstaltungen getragen hat. Und diesen Hut trägt er jetzt auch noch im Jenseits - und zwar bewusst und mit einem gewissen Stolz und natürlich auch mit dem Quantum an Demut, wie er es in seiner Ausbildung zum Kirchenhirten gelernt hat. Und wie er sich selbst so betrachtet, so kommt ihm der Gedanke: "So viel scheint sich durch den Tod gar nicht geändert zu haben."

Sprecher 1
Als die Ehrerbietungen aus seiner früheren Umgebung dann allmählich nachlassen, konzentriert sich der Kirchenmann nun verstärkt darauf, seine neue Umgebung zu erkunden. So entschließt er sich, hier nun endlich die "Türe des Glaubens" zu finden, durch die er in den Himmel einzugehen wünscht. In seiner letzten Predigt auf der Erde hatte er noch über diese Türe gesprochen, welche auch den würdevoll klingenden lateinischen Namen "Porta fidei" trägt, auf Deutsch eben "Die Tür des Glaubens". Unter hinter dieser Tür, dieser Porta fidei, so hatte er damals mit eindringlichen Worten gepredigt, hinter dieser Türe würde sich das Mysterium, das Geheimnis des Glaubens, in seiner ganzen Fülle entfalten. Vermutlich ist diese Porta, diese Tür also, ja unmittelbar in seiner Nähe. Doch habe er sich wohl durch sein nochmaliges Umherschweifen auf der Erde so ablenken lassen, dass er sie noch nicht gefunden hat und dass sich das Geheimnis folglich noch nicht habe in seiner Tiefe entfalten können, so wie er es gepredigt hatte.

Sprecher 2
Doch ehe er sich neu entscheidet, ob er jetzt mehr links oder mehr rechts oder eher geradeaus suchen soll, werden seine Gedanken bereits unterbrochen. Denn auch diese Welt, in der er sich jetzt befindet, ist bewohnt. Und es hat eine Zeitlang gedauert, bis er begriffen hat, welches seine neuen Mitbewohner sind, die ihn - anders als die Menschen auf der Erde - weiterhin sehen und hören, so wie umgekehrt auch er sie sieht und hört. Es handelt sich, wie ihm aufgrund seiner Schlussfolgerungen klar wird, um Menschen, die - wie er - auf der Erde einst verstorben waren. Und allen gemeinsam ist: Ihr Leib hat nun keine feste materielle Form mehr wie auf der Erde. Die Körpermasse scheint durchlässig zu sein, fast gasförmig, aber dennoch zu einer gewissen Dichte komprimiert. "Aha", denkt sich der Kirchenführer. "So ist das also." Und alles das ist hier für die Bewohner des Jenseits völlig normal und real, weil ausnahmslos jeder einen solchen Leib besitzt.

Sprecher 1
Und während also der verstorbene Kirchenmann noch über seine neue Lebenssituation und seinen neuen Seelenkörper grübelt, haben mehrere Bewohner der jenseitigen Welt den Neuankömmling wahrgenommen und beginnen, sich ihm zu nähern. Dieser jedoch hat nun seine Augen geschlossen und seine Hände wie bei einer kirchlichen Weihehandlung zur Seite geöffnet, während er, einmal lauter, ein andermal leiser, einige auswendig gelernte Sätze über das "Geheimnis des Glaubens" vor sich hin spricht. Erst als der erste jenseitige Mitbewohner in einiger Entfernung in Sichtkontakt stehen bleibt, wird er von dem Kirchenmann wahrgenommen, welcher nun seine Augen wieder öffnet und seine Hände in seinen Schoß legt. Und dann sieht er auch andere Bewohner langsam auf ihn zukommen und er beginnt, an den Gesichtszügen zu erkennen, um wen es sich dabei wohl handelt. Es sind allesamt Seelen von Menschen, mit denen er auch im vergangenen Erdenleben zu tun hatte und die vor ihm verstorben waren.

Sprecher 2
Doch während es für ihn zuletzt noch einigermaßen angenehm war, als Seele aus dem Jenseits unerkannt unter den weiter auf der Erde lebenden Menschen zu schweifen, so verschlechtert sich die Stimmung nun von Augenblick zu Augenblick mehr, je näher ihm diese Wesen kommen. Und obwohl er die Menschen, die jetzt als Seelen auf ihn zukommen und die er als erstes erkannt hat, in guter Erinnerung hat, beruht diese Erinnerung offenbar nicht auf Gegenseitigkeit. Denn ein ernster Blick nach dem anderen kommt Meter für Meter näher auf ihn zu.

Sprecher 1
"Was ist hier denn nur los?" spricht er unsicher über die Köpfe der Näherkommenden hinweg. Einigen dieser Leute hatte er einst als Kirchenführer versichert, dass sie, die Menschen, später ganz bestimmt in den Himmel kommen. Doch nun begegnet er ihnen wieder an einem Ort, der ganz offensichtlich nicht der Himmel ist. Keine Spur von Glanz und Herrlichkeit, nur eine beklemmende und für ihn zunehmend bedrohlicher werdende Stimmung. Denn diese Seelen von Menschen, die ihn früher mit Schmeicheleien umgarnten, ihm Spendengelder in die Hand drückten und die ihn an den Sonntagen und Feiertagen mit Festbraten und Kuchenstücken verwöhnten, scheinen all ihre Unbeschwertheit und Fröhlichkeit verloren zu haben.

Sprecher 2
"Wo ist denn bloß die Tür des Glaubens"? ruft der Kirchenführer ihnen nun mit nervöser und hektischer Stimme zu, so, als wolle er sie aufhalten. "Wisst ihr, wo wir hin müssen? Ihr seid doch schon länger hier. Wo ist die Tür?"  Die Beklemmung wandelt sich für den Kirchenführer mehr und mehr in Angst, die sich noch einmal steigert, als er sieht, dass die Leute von allen Seiten gekommen sind, ihn regelrecht umzingelt haben. "Das wollten wir Sie gerade fragen", so die erste Gestalt. "Wir haben nichts von dem hier gefunden, was Sie uns auf der Erde erzählt haben", so die nächste Stimme. "Aber wir wissen jetzt mehr als früher auf der Erde. Wir wissen jetzt, dass man uns betrogen hat. Und einer der Betrüger waren Sie."

Sprecher 1
Diese Worte schienen den ganzen Seelenleib des Kirchenführers zu durchzucken, und es verschlug ihm zunächst die Sprache. Jeder dieser vielen Bekannten tritt nun der Reihe nach vor ihn hin, und einer nach dem anderen stellt den Kirchenführer zur Rede und klagt ihn an. Und fast jeder beginnt seine Anklage mit den Worten:

Sprecher 2
"Sie haben mich in die Irre geführt und mich um die Chance meines Lebens gebracht!"

Sprecher 1
Dann zählen die ehemaligen Weggefährten des Kirchenführers auf, was sie auf der Erde falsch gemacht haben, was sie versäumt haben zu tun und was sie nicht erfassten und erkannten, weil der Kirchenmann es sie falsch gelehrt hatte. Und die ehemals Gläubigen klagen nun den Oberpriester an.

Verschiedene Sprecher der Reihe nach. Der Kirchenführer wird im Jenseits angeklagt:
"Sie haben mich nicht aufgeklärt, dass jeder Mensch erntet, was er gesät hat und dass es keine Zufälle gibt. Sie haben mir nicht gesagt, was meine Lernaufgabe auf der Erde gewesen wäre."
"Sie haben immer wieder von Christus gesprochen, uns aber etwas ganz anderes gelehrt und vorgelebt."
"Sie haben mir immer wieder eine Hostie in die Hand gegeben und mir Falsches gelehrt, als Sie sagten, das sei der real verwandelte Leib von Christus. Es war nur eine normale Oblate und sie hat nichts bewirkt."
"Sie haben mich gesegnet, als ich in den Krieg gezogen bin und sie haben mir vergeben, als ich einen Menschen getötet habe. Doch dieser Menschen hat mir nicht vergeben. Er verfolgen mich jetzt und will sich rächen. Ich hätte niemals in den Krieg ziehen dürfen und niemals schießen dürfen. Warum haben Sie mich nicht gewarnt?"
"Sie haben mich nicht gelehrt, dass ich schon mehrmals auf der Erde war und wieder dort war, um dieses Mal ein besseres Leben zu führen. Doch ich versagte noch mehr, weil Sie mir nicht die Wahrheit sagten."
"Sie haben mir nicht gesagt, was der Grund meiner Krankheit war, und so wurde ich immer kränker und bin an der Krankheit gestorben."
"Sie haben mir nicht gesagt, was mein Schicksal mich lehren wollte, und so musste ich weitere schwere Schicksale erleiden und am Ende den zu frühen Tod."
"Sie haben mir verschwiegen, wie sehr Tiere leiden und dass wir sie nicht schlachten sollen. Ich war Schlachter, und jetzt spüre ich selbst das Messer an meinem Hals."
"Sie haben mir gesagt, ich müsse einfach nur fester glauben, beichten und zum Abendmahl gehen. Und jetzt stehe ich mit leeren Händen und mit leerem Herzen da."
"Sie haben versprochen, mir die Wahrheit beizubringen, und ich habe ihnen geglaubt. Doch Sie überzeugten mich von einer Lüge nach der anderen. Hätte ich nur rechtzeitig zu zweifeln begonnen und Ihnen den Rücken gekehrt!"
"Sie haben mir immer wieder nach dem Munde geredet in meinem Ehestreit. Dadurch habe ich überhaupt nicht erkannt, was mein eigenes Versagen war. Ich hätte meine Ehe retten können, aber so ist sie zerbrochen, und ich muss nun hier erleiden, was ich meinem Partner angetan habe, aber damals gar nicht merkte."
"Sie haben mir gesagt, dass ich in den Himmel komme. Doch mir geht es überhaupt nicht gut. Ich bin nicht im Himmel. Das hier ist niemals der Himmel. Hören Sie! Ich bin nicht im Himmel. Aber wo bin ich dann? Sagen Sie es mir, Hochwürden! Sie haben doch immer behauptet, Sie wüssten über diese Dinge Bescheid!"
"Ich dachte immer, Sie seien ein geweihter Mann, aber ihre Gedanken und heimlichen Taten sind ja noch viel schmutziger als meine."

Sprecher 1
Der Kirchenführer hat sichtlich Mühe, das alles zu erfassen, was geschieht, ja geradezu auf ihn einbricht, und er macht dabei unruhige Verrenkungen und versucht, sich irgendwo festzuhalten. Doch er greift immer wieder ins Leere. "Das ist hart, sehr hart", so murmelt er. "Vielleicht nur ein böser Traum?"
Und so könnte man noch einige Klagen mehr aufzählen, die sich der Oberpriester nun anhören musste, denn er hatte viele, ja sehr viele Jahre in seinem Beruf gewirkt. Und vor allem, als ein Kläger seine, des Kirchenmannes Gedanken und heimliche Taten angesprochen hatte, erschrickt er sehr, und gleichzeitig geht ihm ein Licht auf. Natürlich: Wenn er jetzt die Gedanken der anderen sehen kann, dann können die anderen wohl auch seine sehen!

Sprecher 2
Und so muss der Kirchenmann immer wieder schlucken und setzt oftmals mit der Stimme an, um sich zu verteidigen, zu erklären oder gegebenenfalls zu widersprechen. Doch immer, wenn er mit ein paar bedauernswerten Sätzen antworten will, hört er von irgendwoher eine Stimme, die ihm zuruft:

Sprecher 1
"Schweig!"

Sprecher 2
Und sogleich kommt der nächste ehemalige Mensch nun als Seele mit seinem Seelenkörper auf ihn zu, der seinen Predigten und Belehrungen auf der Erde einst Glauben geschenkt hatte, und auch jener beginnt dann mit seiner Klage. Einer nach dem anderen.

Sprecher 1
Vielleicht, so überlegt der Kirchenmann, während er halb zuhört und halb nachdenkt, ist das ja schon das "Jüngste Gericht" oder nein; es sei sicher das "Fegefeuer", das seiner Reinigung von allen Sünden dienen soll. Und es würde nun anschließend die Zeit folgen, in der sich das Geheimnis des Glaubens in der Tiefe zu seinem Heil erschließe, wie er es ja hundertfach immer wieder gepredigt hatte.
Die vielen Kläger, die wahrnehmen, wie der Priester die Klagen überhaupt nicht wirklich an sich heran lässt und wie er in seinen Gedanken nun nur noch um sich selbst kreist, weichen langsam zurück, und sie verlassen den Ort durch verschiedene Türen, die plötzlich am Rand des Geschehens sichtbar werden.
Sprecher 2
In diesem Augenblick stürzt eine dunkle Gestalt schreiend aus einer dieser Türen auf den Kirchenführer zu und versucht, mit eine Keule seinen Kopf zu treffen. Doch im letzten Moment weicht der Würdenträger geschickt aus, so dass der Angreifer ihm nur den Kirchenhut vom Kopf schlägt. Dann ist die Gestalt so plötzlich wieder hinter der Türe verschwunden, aus der er aufgetaucht war. Furchtsam und schockiert schaut der Würdenträger von einer Türe zu anderen, bückt sich und setzt sich dann seine Priestermütze wieder auf. Dann beginnt er, ebenfalls zu schreien: "Hilfe, Hilfe, Hilfe!"
Als niemand antwortet, ist er sich, dass jetzt nichts wichtiger sei, als nun unverzüglich die "Tür des Glaubens" zu finden, die in den Himmel führen soll, um diesem zunehmenden Grauen zu entgehen. Nur: Welche ist die richtige? Eine ist es sicher nicht, so denkt er. Diejenige, hinter welcher der Angreifer wieder verschwunden ist. Am besten die entgegen gesetzte, so seine Überlegung. Doch er verspürt auf einmal einen quälenden Schmerz in den Beinen, der ihn lähmt, und er stöhnt:


Kirchenführer
"Was ist denn nun schon wieder? Warum komme ich nicht vom Fleck? Ich habe Angst. Hilfe!"

Sprecher 2
Darauf hin kommt ein weiterer Mann vorbei, den er auch von früher auf der Erde kannte, der aber keine Klage vorzutragen scheint und der auch weniger vorwurfsvoll blickt. Dies empfindet der Kirchenführer augenblicklich als ein Zeichen dafür, das Schlimmste vielleicht jetzt überstanden zu haben; wenn nur die Angst vor der dunklen Gestalt mit dem Keule und dieser Schmerz in den Beinen nicht wären, die ihn jetzt voll in Beschlag nehmen, so dass er gar nicht wahrnimmt, dass auch dieser einstige Bekannte mit ihm ins Gespräch kommen möchte. Und der Bekannte sagt:

Bekannter
"Auch mich hätten Sie einst fast um die Chancen meines Lebens gebracht. Doch ich habe ihnen zum Glück nicht geglaubt, und ich habe meinen Weg auf der Erde noch rechtzeitig gefunden."

Sprecher 2
Doch der Kirchenführer hört wieder nur mit halbem Ohr zu, denn er ist wiederum nur mit sich selbst beschäftigt und spricht seine Gedanken an den einstigen Bekannten heran:

Kirchenführer
"Wer war der brutale Mann mit der Keule? Und warum habe ich plötzlich Schmerzen in den Beinen und kann mich nicht von hier fortbewegen, so dass die vielen Türen für mich unerreichbar scheinen? Können Sie mir eine Antwort geben? Was ist das hier für ein mysteriöser  und furchtbarer Ort? Ich möchte weg von hier. Ich suche die Tür des Glaubens, die Porta fidei, falls Sie Latein verstehen, die Türe zum Himmelreich."
Sprecher 2
Der Bekannte schweigt einige Augenblicke, weil er merkt, dass es dem Priester völlig egal ist, wer er, der Bekannte ist und warum er nun hier steht. Doch dann fährt er mit sehr ernster Stimme fort.

Bekannter
"Latein verstehe ich nicht. Es ist die Sprache der Mächte, denen Sie auf der Erde gedient haben. Aber es gibt eine Sprache, die wir beide verstehen. Und in dieser Sprache sage ich: Zuerst runter mit dem Hut.
I
Sprecher 2
Der Kirchenführer ist irritiert.

Kirchenführer
"Was reden Sie so geheimnisvoll? Der Mann mit dem Schlagstock hatte mir ja schon meine Priestermütze vom Kopf geschlagen. Doch dieser Hut weist mich aus als geweihter Mann der Kirche. Das könnte für mich noch einmal wichtig werden. Und können Sie mir vielleicht sagen, ob eine dieser Türen hier die ´Tür des Glaubens` ist, die ich zu finden hoffe. Dann werde ich unverzüglich dort hindurch gehen, wenn sie mich vielleicht stützten könnten."

Bekannter
"
Ich weiß, dass Sie oft über diese Türe gepredigt haben. Deshalb glauben auch viele Menschen, die noch im Diesseits leben, daran."
Sprecher 2
Und der Mann zeigt mit ausgestreckter Hand Richtung Erde.
Bekannter
"
Diese vielen Menschen werden ihre gute Meinung über Sie aber bald ändern. Wie die anderen, die vorhin da waren. Spätestens dann, wenn sie ebenfalls hier in dieser Welt sind. Und wenn auch diese schließlich erkennen, dass sie die Chancen ihres Lebens auf der Erde nicht genützt haben. Wie die vielen anderen, die schon da waren.
Und Sie, ja Sie, haben alle in die Irre geführt mit ihrem Hochmut, dass Sie die Wahrheit kennen würden. Deshalb möchte ich mich noch einmal wiederholen: Runter mit dem Hut
In Wirklichkeit wussten Sie noch weniger als die meisten anderen.
Doch der Hochmut, der immer noch aus Ihnen spricht, wird Ihnen hier bald vergehen. Die vielen Türen hier sind alle für Sie. Gehen Sie der Reihe nach hindurch und stellen Sie sich nun ihrem Leben!"


Sprecher 1
Der Kirchenführer hat Mühe, das alles zu erfassen, was ihm der Bekannte nun eindringlich vorgehalten hat, und er versucht, seine Unsicherheit und Irritation mit einer lockeren Rede zu überspielen.
Kirchenführer
"Sie scheinen da mehr zu wissen als ich und als die vielen anderen, die eben da waren und die bei ihrer Klage deutlich über das Ziel hinausgeschossen sein dürften. Dennoch bin
ich geneigt, auf Sie zu hören und nehme hiermit meinen Hut ab. Doch warum beantworten Sie mir nicht meine Frage nach der ´Tür des Glaubens?` Ich möchte nicht durch alle Türen gehen, sondern nur durch diese eine, verstehen Sie?  Denn ich bin trotz der ganzen Vorhaltungen ein gläubiger Mensch, und ich will so schnell wie möglich in den Himmel. Aber das hier kann unmöglich schon der Himmel sein. Einer meiner ehemaligen Gemeindeglieder hat es vorhin richtig gesagt: ´Ich bin nicht im Himmel`. Aber wo sind wir dann? Es geht mir nicht gut hier. Und ich habe Angst. Das können Sie mir glauben. Welche Türe hier führt am schnellsten in den Himmel?"
Bekannter
"Nicht so schnell. Haben Sie gut zugehört, was die Menschen gerade eben vorgetragen haben?"
Kirchenführer
"
Natürlich, und ich wollte mich auch verteidigen!"
Bekannter
"Sich verteidigen? Diesen Menschen ergeht es noch um ein Vielfaches schlechter als Ihnen. Und ha
ben Sie immer noch nicht verstanden? Wieso rief wohl immer wieder eine Stimme ´Schweig`? Und wieso haben Sie plötzlich Schmerzen in den Beinen? Und wieso bin ich wohl hier, um mit Ihnen zu sprechen?"
Sprecher 2
Der Kirchenführer wird nun etwas kleinlauter.
Kirchenführer
"
Ich weiß es nicht. Ich bin irritiert."
Bekannter
"Wir meinen es gut mit Ihnen. Die Stimme, die ruft ´Schweig`. Und ich. Und auch die Schmerzen in den Beinen sollen Sie nur daran hindern, weitere falsche Schritte zu tun. Wir wollen Ihnen helfen, wenigstens hier und jetzt die richtige Richtung einzuschlagen, was Sie in ihrem Erdenleben immer wieder versäumten. Und wir könnten Ihnen einen guten Rat mit auf den Weg geben, wenn Sie das möchten." (Pause)
Kirchenführer
"Bitte!"
Bekannter
"Es kommt zuallererst darauf an, zu bereuen. Und Sie müssen sich zumindest um diese Reue bemühen. Sonst sind alle unsere Mahnungen umsonst."
Kirchenführer
"Mahnungen? Was meinen Sie damit genau? Mahnungen wovor und wozu? Welche Schuld ich an diesen ganzen Schicksalen habe, das müsste man erst einmal gründlich untersuchen, um zu einer gerechten Beurteilung zu kommen. Oder sehe ich das falsch?"
Bekannter
(wird nun lauter) "Da kann ich Sie beruhigen: Es gibt keinen gründlicheren und gerechteren Ort als diesen.
Und was Ihr Leben auf der Erde betrifft, da machen Sie sich etwas vor. Haben Sie denn nicht gefühlt, was diese Menschen, die Sie anklagten, durchgemacht haben, als sie Ihnen ihre Klage vortrugen? Und wissen Sie, was der Mann, der Sie schlagen wollte, durchgemacht hat?"

Kirchenführer
"
Das alles kann man ja nicht einfach so an sich abprallen lassen. Es beschäftigt mich selbstverständlich sehr. Auch, dass jemand zuschlagen wollte ohne zuvor zu reden."
Bekannter
(schreiend) "Ja, glauben Sie denn, das war´s dann schon? Bald, ja sehr bald schon, werden Sie am eigenen Seelenleib spüren, was alle diese zuvor erleiden mussten und noch erleiden."
Sprecher 2
Der Kirchenführer erschrickt. Erstmals scheint er wirklich im Mark getroffen zu sein und sein Gesicht erbleicht.
Kirchenführer
"
Nein. Das will ich nicht erleiden. Das würde für mich zur Hölle werden. Mir ist nicht gut. Mir ist wirklich nicht gut."

Bekannter
"Beginnen Sie jetzt zu fühlen?" (Pause)

Sprecher 2
Doch der Kirchenführer versucht, noch einmal auszuweichen  und er
schweift mit seinen Augen nun zu einer Türen am äußeren Rand des Geschehens.

Kirchenführer
"Was ist mit der Türe dort hinten? (zeigt mit der Hand dorthin) Wohin führt diese Tür? Sie schaut besonders schön aus. Könnte das nicht die "Tür des Glaubens" sein?
Sprecher 2
Der Bekannte zwingt sich ein Lächeln ab. 

Bekannter
"Haben Sie es noch nicht verstanden? Alle Türen hier sind die Türen Ihres Glaubens. Und Sie werden sie auch der Reihe nach öffnen. Eine nach der anderen. Sie verpassen nichts. Und Sie können nicht ausweichen.
Ich kann Ihnen sagen, was Sie hinter der Türe erwartet, auf die Sie zeigten. Dahinter warten unzählige viele Tiere, denen Sie die unsterbliche Seele abgesprochen haben. Darunter die Rehe, die Sie für das letzte Kirchenfest erschießen und ausweiden ließen; die gequälten Tiere aus dem Versuchslabor, das Sie gesegnet haben; die vielen Kälbchen, die ihren Müttern weggenommen wurden und die Sie in Ihrem letzten Erdenleben verzehrt haben. Sie wissen schon: Zartes Kalbfleisch war ja Ihre Lieblingsspeise. Und viele Tiere mehr, die dort darauf warten, dass Sie, Kirchenführer, deren einstigen Schmerz fühlen."

Sprecher 2
Dem Kirchenführer wird nun noch mehr bange, und er wird noch unruhiger und in seiner Verzweiflung nun auch lauter.

Kirchenführer
"Das kann ich mir nicht vorstellen. Menschen, na gut. Das werde ich wohl nicht verhindern können. Aber auch Tiere? Wo bin ich denn bitte hier? Das darf doch nicht wahr sein."
Sprecher 2
Der Bekannte ist nun wieder ganz ruhig und er bemüht sich, das Innere des ehemaligen Kirchenmannes in sein Herz aufzunehmen und selbstlos zu lieben. Und er antwortet geradlinig, doch voller Verständnis:

Bekannter
"Dann warten Sie es eben ab und gehen vorerst noch nicht durch diese Tür. Sie können auch durch eine der anderen Türen gehen, wo Sie das Leid von Menschen spüren. Dort werden Sie den Menschen wieder begegnen, die vorhin da waren und wieder gegangen sind und noch vielen anderen mehr. Sie können alle Türen öffnen und es wird Ihnen nichts unbekannt sein. Sie befinden sich in Ihrer Welt, die Sie sich selbst geschaffen haben."

Kirchenführer
"Dann waren die Anklagen vorhin wohl erst ein Vorgeschmack für das, was mich hier erwartet?"
Sprecher 2
Der Bekannte schaut ihm in die Augen, und als er merkt, dass eine ehrliche Antwort von ihm erbeten wird, sagt er schlicht und voll Mitgefühl:

Bekannter

"Sie ahnen es selbst, nicht wahr?"
Sprecher 2
Doch nach diesen Worten bäumt sich das alte Ego des Kirchenmannes noch einmal mächtig auf.
Kirchenführer
"
Kann ich denn nicht wenigstens hinter einer dieser vielen Türen hier meine gesamte Schuld abladen und dann in den Himmel gehen? Und mir die anderen Türen dann ersparen? Kommt denn nicht wenigstens eine dieser vielen Türen der ´Tür des Glaubens` nahe, so wie ich einst daran geglaubt habe, die Porta fidei?
Vielleicht sind Sie ja nur der Versucher, der mich von meinem Glauben abbringen will und verhindern will, dass sich mir das Geheimnis des Glaubens, das mysterium fidei, nun endlich in seiner vollen Tiefe offenbart?"
Sprecher 2
Der Bekannte weiß nun mittlerweile, die Worthülsen und Gefühlsschwankungen seines Gegenübers richtig einzuordnen, und er bleibt ganz ruhig.

Bekannter
"Ich sagte Ihnen doch schon. Ich verstehe Ihr Latein nicht. Und ob Sie meinen Rat, zur Reue zu finden, befolgen oder nicht oder ob Sie mich gar für den Versucher halten, das alles belastet mich nicht. Es ist ausschließlich Ihre Sache
, ob Sie mir glauben.
Doch damit ich es nicht vergesse: Der Versucher wird auch noch irgendwann kommen und er wird Ihnen Honig um den Mund schmieren, um Sie damit in weitere Abgründe zu locken. Und er versteht Latein und verwendet ähnliche Vokabeln wie Sie: Tür des Glaubens, Mysterium, Entfaltung des Geheimnisses und so weiter.
"

Kirchenführer
"Wenn Sie nicht der Versucher sind, was soll ich ihrer Meinung dann als nächstes tun?"
Sprecher 2
Der Mann atmet nun schwer und unruhig, und er klammert sich innerlich an seinem Gesprächspartner fest, als ob dieser doch irgendeine Möglichkeit kennen müsste, um ihn augenblicklich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Und dieser spürt, dass seine Worte nun doch schon einiges bewirkt haben.

Bekannter
"Beten Sie um Reue und bitten Sie dann die vielen Menschen mit offenem Herzen um Vergebung! Und auch die Tiere. Ja, flehen Sie um Vergebung! Aber beten Sie nicht mehr zu dem Gott, über den Sie auf der Erde predigten und rufen Sie auf keinen Fall nach denen, die ihre lateinischen Wörter verstehen! Vergessen Sie alle Ihre Gebetbücher, Ihr Taufwasser, Ihre Hostien undsoweiter! Beten Sie einfach zum gerechten und barmherzigen Schöpfergott, der auch in Ihrem Herzen wohnt. Und Er zeigt Ihnen den nächsten Schritt."
Sprecher 2
Der Kirchenführer atmet tief durch und denkt ernsthaft über das Gehörte nach und er scheint allmählich zu verstehen. Und noch einmal wendet er sich stumm und mit seinen Augen um Hilfe flehend an sein Gegenüber, worauf dieser seinen Worten noch einige Sätze hinzufügt:

Bekannter
"Und noch etwas: Fragen Sie, wenn Sie dem nächsten Kläger begegnen, wie es ihm geht. Und ob Sie etwas wieder gut machen können, was Sie an ihm verschuldet haben. Diesen Rat kann ich Ihnen zum Schluss noch geben. Vielleicht kann dann so manche Türe schneller durchschritten werden. Aber jetzt muss ich gehen."

Foto rechts: Kirchenführer mit Kirchenhut im Jenseits; Ursprüngliche Aufnahme: Dr. Meierhofer (2006), bearbeitet gemäß GNU-Lizenz für freie Dokumentation
Kirchenführer
"Eine Frage habe ich noch": (kurze Pause) "Gibt es nicht vielleicht auch eine Türe zurück zur Erde?" (Pause) "Reinkarnation. Sie verstehen? Reinkarnation. Noch einmal neu beginnen auf der Erde. (Beschwörend) Reinkarnation! Sie verstehen doch, was ich meine?"

Bekannter
"Ich will ganz ehrlich sein: Ob es für Sie noch einmal eine solche Türe gibt, ist sehr fraglich. Aber was wollen Sie denn schon wieder auf der Erde, solange Sie in Ihrem Herzen noch kein anderer geworden sind? Sie würden dort unser Gespräch und die Erlebnisse hier schnell wieder vergessen haben und auf der Erde alles nur noch weiter verschlimmern! Eigentlich wollten Sie doch schon im abgelaufenen Erdenleben alles anders machen. Aber als Sie die Weichen hätten anders stellen können, blieben Sie dennoch der alte. So, nun wissen Sie auch das. Und das war bei weitem noch nicht alles."
Sprecher 2
Der Kirchenmann merkt allmählich, dass er dem, was er verursacht hat, wirklich nicht ausweichen kann und dass auch sein Intellekt ihm nicht weiter hilft.
Er breitet wieder seine Arme aus und ruft ein weiteres Mal:

Kirchenführer

"Und was soll ich jetzt tun?"

Bekannter
"Was Sie tun können, das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Und ich muss jetzt wirklich gehen. Bereuen Sie. Und setzen Sie den lächerlichen Hut nie mehr auf! Nie wieder. Weiter kann ich Ihnen nicht helfen."

Sprecher 2

Und der Mann verschwindet und geht seines Weges. (Pause)
Sprecher 1
Nun ist der Kirchenmann also erst einmal wieder alleine. Und an dieser Stelle könnte man die Schleier vor dem Jenseits auch wieder zuziehen. 

Sprecher 2
Mittlerweile ist eine sehr, sehr lange Zeit verstrichen, seitdem der Kirchenführer und Oberpriester einst gestorben war und vom Diesseits ins Jenseits gegangen war. Und vieles hat sich seither getan. Im Diesseits und im Jenseits. Seelen gingen wieder zur Inkarnation oder sie gingen ihren Weg weiter in den jenseitigen Bereichen. Viele von ihnen sind Gott und ihrem Nächsten näher gekommen, viele andere jedoch haben sich noch schlimmer belastet als je zuvor. Und in manchen Bereichen des Universums hausen noch immer jene Kräfte, die in lateinischer Sprache vom Mysterium des Glaubens sprechen und denen der Kirchenführer einst diente.

Sprecher 1
Was aber im Laufe dieser Zeit aus dem Kirchenführer wurde, durch welche Türe er wann ging, was er hinter dieser Türe erlebte und erlitt und wo er sich jetzt aufhält, ist nicht bekannt. Auch nicht, ob er den Verführungen der Mächte noch einmal erlegen ist, die sein Latein verstehen.
Oder ob er den Rat des Helfers befolgte und bereute und ob er sich immer wieder um die Reue bemühte; und ob er dann um Vergebung bat und ob er ein neuer Mensch wurde. Es ist nicht bekannt. Auch nicht, ob seine Seele vielleicht doch noch einmal einen neuen Körper auf der Erde in Besitz nahm und was sie dann auf der Erde getan hat.
Sprecher 2
Nur eines weiß man,
und es wurde durch eine undichte Stelle im Schleier zum Jenseits erspäht: Seine Kirchenmütze liegt immer noch völlig verstaubt und von Motten angefressen an der Stelle, an der er sie einst abgesetzt hatte. Und es besteht die gute Hoffnung, dass er nie wieder zu jenem Platz zurück kehrt, um sie zu holen.

Fassung vom 11.11.2012
FREIGABE - Das Hörspiel "Die Tür des Glaubens" ist für jedermann bei nichtkommerzieller Aufführung oder Lesung frei gegeben, wenn die Quelle schriftlich oder mündlich genannt wird. Bei Wunsch nach kommerzieller Nutzung oder Veröffentlichung bitte mit uns in Verbindung setzen!
 

Der Text  kann wie folgt zitiert werden:
Zeitschrift "Der Theologe", Hrsg. Dieter Potzel, Ausgabe Nr. 63: Priester, Pfarrer und Pastoren - Gegenspieler von Jesus, dem Christus, zit. nach
http://www.theologe.de/priester_pfarrer_pastoren_contra_christus.htm, Fassung vom 11.11.2012
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